Jack White
Passionierter Bewahrer des Blues-Rock
Als das Jahr 2000 nahte, dachte Jack White heftig über den Blues nach: „Hundert Jahre waren seit seinen Anfängen vergangen, und in meinem Kopf spukte die Vorstellung herum, in der Szene, aus der wir kamen, könnte auf ganz bescheidener Basis so etwas wie ein neuer Blues entstehen. Das war genug, um mich bei der Stange zu halten aber ich machte mir keine Illusionen, dass sich der Mainstream je für so was interessieren könnte.“
Wie sich herausstellte, war diese Vision genau das, was der Rock’n’Roll brauchte: Mehr als jeder andere hat White den Gitarrenrock in ein neues Jahrhundert gerettet. Mit dem handgestrickten Ultra-Minimalismus der White Stripes fand er einen Weg zurück zu den Folk- und Blues-Ursprüngen, die einst die Stones, Zeppelin und Dylan inspiriert hatten – und ließ das Ganze auch noch cool klingen. „Alles, was ich mache, ist tausendprozentig Blues“, sagt er. „Ich könnte die nächsten 30 Jahre Blues-Festivals auf der grünen Wiese und diesen notenverliebten Stratocaster-Bullshit spielen. Aber das gab es alles schon mal besser.“
White hat mit Dylan, Keith Richards und Jimmy Page auf der Bühne gestanden – Legenden, die ihn als einen der ihren behandelten. „In Musikerkreisen hieß es: *Merk dir den Jungen!'“, erzählt Richards. „Als Jack und ich dann Gelegenheit zu einem Plausch hatten, stellten wir fest, dass wir beide beinharte Fans von Rambling Jack Elliott, den Everly Brothers und Arthur Crudup waren. Er ist ein guter Typ“.
Die Stripes wirkten anfangs nicht wie eine Band, die die Welt erobern könnte. „Wir wussten nicht wirklich, was wir taten“, so White, „und ob unser Zeug Bestand haben oder eine Kuriosität bleiben würde.“ Doch schon bald schrieb er Songs wie „Seven Nation Army“, dessen spontan bei einem Soundcheck entstandenes Riff zu den musikalischen Highlights des letzten Jahrzehnts gehört – und sogar ein Fußballhit wurde: „Ich saß in einem Hotelzimmer irgendwo in Europa und hörte die Leute das Stück in einer Kneipe grölen“, erzählt er begeistert. „Ein unglaublicher Moment!“
Doch auf solchen Lorbeeren ruht sich der umtriebige White nicht lange aus: Auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs schickte er die White Stripes in den Winterschlaf, um mit seinen Raconteurs einen muskulöseren Nachfolger zu präsentieren. Außerdem produzierte er ein Loretta-Lynn-Album, das einen Grammy gewann, und gründete eine dritte Band, Dead Weather, in der er Schlagzeug spielt. „Eigentlich stören die Bands meine anderen Projekte, aber es ist gut zu wissen, dass die Musik immer an erster Stelle steht.“ Heute füllt Whites Musik fast ein eigenes Genre, das er über die eigene Plattenfirma und sein Studio in Nashville verbreitet. „Wenn du das Gefühl kriegst, du hättest ein bestimmtes Niveau erreicht“, sagt er, „solltest du das als Mahnung verstehen, härter zu arbeiten und noch ein Stück weiter zu kommen.“