Jack Russell: Sänger von Great White ist tot

Seine südkalifornische Hard-Rock-Saga führte fast bis zum Grammy. Doch in seiner späten Phase erlebte Jack Russell eine schreckliche Brandkatastrophe.

Die Nachricht erschien zuerst auf der Facebook-Seite von Jack Russell,  seine Familie machte den Tod des charismatischen Ex-Frontmanns der US-Band Great White im Alter von 63 Jahren öffentlich.

„In unendlicher Trauer geben wir den Verlust unseres geliebten Jack Patrick Russell – Vater, Ehemann, Cousin, Onkel und Freund – bekannt“, heißt es dort. Der Sänger sei friedlich im Kreise seiner Frau Heather Ann, seines Sohnes Matthew Hucko und anderer Familienmitglieder und Freunde gestorben. „Jack wird geliebt und in Erinnerung bleiben für seinen Sinn für Humor, seine außergewöhnliche Lebensfreude und seinen unerschütterlichen Beitrag zum Rock’n’Roll, wo sein Vermächtnis für immer leben und gedeihen wird.“

Erst im letzten Monat hatte Russell auf seiner Instagram-Seite seinen Rücktritt vom (Solo-)Tourleben verkündet. Er reagierte damit auch offiziell auf die Diagnose einer fatalen Kombination von Lewy-Körper-Demenz und Multisystem-Atropie, die zu einer unwiderruflichen Störung des Kleinhirns führen. „Mit schwerem Herzen muss ich meine Live-Rente ankündigen“, schrieb er in seiner Abschiedserklärung. „Nach meiner Diagnose kann ich nicht mehr auf dem Level performen, wie ich es mir wünschen würde und wie ihr es verdient habt. Meine Dankbarkeit für die vielen Jahre voller Erinnerungen, Liebe und Unterstützung kann ich mit Worten gar nicht ausdrücken. Vielen Dank, dass ihr es mir ermöglicht habt, meine Träume zu leben. Ihr habt mein Leben zu einem Wunder gemacht.“

Erfolg mit hartem Glamrock

Die große Zeit von Great White waren die späten 1980er und 1990er-Jahren, als es ausgehend von Südkalifornien zu einer Renaissance des Glam Rock in einer härteren Version kam. Das Fachmagazin Billboard notierte sechs Songs in den „Hot 100“-Charts. Darunter der Smasher „Once Bitten Twice Shy“, der 1989 auf Platz Fünf landete. Das entsprechende Musikvideo in einer typischen Optik mit Leder und Totenkopfringen lief bei MTV in Dauerrotation. Das entsprechende Album „Twice Shy“ rangierte längere Zeit in den damaligen Albumcharts.

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Seine Ex-Band-Kollegen von Great White kondolierten den Angehörigen über Social Media: „Unser tiefstes Beileid geht an die Familie von Jack Russell. Wir hoffen, dass sie sich mit dem Wissen trösten, dass Jacks unglaubliche Stimme für immer weiterleben wird. Seine Liebe zu den Fans und seinen Söhnen war unübertroffen, ebenso wie seine Liebe zur Rock-Musik.“

Weiterhin schrieb die Band: „All diese wundervollen gemeinsamen Jahre werden uns sehr am Herzen liegen. Es war ein Privileg und eine Freude, mit ihm auf der Bühne zu stehen – viele Shows, viele Meilen und maximaler Rock.“ Mit dem Schlusswort „Ruhe in Frieden, an einen der größten Rock-Champions“ verabschiedeten sie sich von ihrem langjährigen Frontmann.

Nach dem Ende der ursprünglichen Gruppe 2001 ging der Leadsänger als „Jack Russell’s Great White“ auf Tournee – und erlebte 2003 in der Kleinstadt West Warwick im Bundesstaat Rhode Island die Katastrophe seines Musikerlebens. Bei einem Konzert im Liveclub The Station löste Pyrotechnik ein Feuer in der Raumverkleidung aus. Es kam zu einer Massenpanik. 100 Menschen, darunter auch Bandmitglied Ty Longley, starben. 230 wurden zum Teil schwer verletzt.

Prozess nach der Katastrophe

Russells Tourmanager bekannte sich in einem spektakulären Prozess, der sich bis 2006 hinzog, in 100 Fällen der fahrlässigen Tötung schuldig und wurde zu einer 15-jährigen Haftstrafe verurteilt, von der allerdings nur zwei im Gefängnis verbrachte. Die beiden Besitzer von The Station Jeffrey und Michael Derderian bekannten sich „nicht schuldig“, dennoch musste Michael eine fast dreijährige Haftstrafe verbüßen und Jeffrey wurde zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Die Band selbst einigte sich in weiteren Gerichtsverfahren auf einen Vergleich mit den Opfern. Eine Schuld von Russell und seiner Band konnte nicht festgestellt werden.

In einem Radio-Interview im Jahr 2015 hatte sich der Sänger schweren Herzens noch einmal zu dem Mega-Unheil geäußert. Die Gedanken an diesen Abend wären dauerhaft durch seinen Kopf gespukt. „Es war wie das 9/11 des Rock’n’Roll. Ich war komplett entsetzt und fühle mich bis heute schuldig. Warum habe ich überlebt und so viele andere nicht?“ Es wäre schließlich die Show seiner Band gewesen, weswegen die Leute überhaupt gekommen wären. „Darüber zu reden wird mir vielleicht Frieden geben, wenn auch nur ein klein wenig.“

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