ESC: Isaak trägt Nagellack – so what?
Traditionsgemäß wird ein ESC-Sänger aus Deutschland im Netz wieder mal mit Häme überschüttet.
Seit dem gestrigen Freitag (16. Februar 2024) steht fest, wer für Deutschland zum Eurovision Song Contest nach Malmö, Schweden, fährt: Isaak mit seinem Song „Always on the Run“.
Das Netz steht seitdem nicht still. Natürlich gibt es Zuspruch, aber viele lachen über Isaak Guderians Körper, vor allem über die Tatsache, dass Isaak lackierte Fingernägel hat. Credo: „Der muss ja schwul sein“. Und wenn schon? Guderian ist nicht schwul, aber darüber redet er sowieso nur, weil bei ihm nachgefragt wurde. „Das passt in den Köpfen bei Menschen nicht zusammen, dass da jemand herumläuft und auf der einen Seite einen Wackelohrring trägt, ein Piercing in der Nase, sich die Haare färbt und eine Dauerwelle hat und aber auf der anderen Seite verheiratet ist mit einer Frau und zwei Kinder hat“, sagte er in einem Interview.
Man glaubt anscheinend, dass mit dem 27-jährigen Mindener der letzte Platz beim ESC vorprogrammiert ist. Siehe Lord of the Lost aus dem vergangenen Jahr. Sehr bunt, sehr chancenlos.
Isaak selbst sagte: „Ich beschloss, Nagellack zu tragen, als ich hörte, wie jemand über mich sagte: ‚Hat Isaak sein Haar gefärbt? Ist er schwul? Das sieht so schwul aus.‘ In diesem Moment dachte ich: „Noch ein Grund mehr, es zu tun!“ Nasenpiercing, Ohrring, Nagellack, los geht’s!“
Nicht egal dagegen ist das Lied „Always on the Run“ selbst. „Ältere Zuhörer könnten sich an John Farnham und Midnight Oil erinnert fühlen. Trommeln, ein flammender Stammes-Chor und Tonnen von Pathos nebst Stimmenverzerrer“, schreibt ROLLING-STONE-Redakteur Arne Willander in seiner Analyse des Vorentscheid. Und vergibt zwei von fünf Bewertungssternen.
ESC-Vorentscheid 2024: So wurde der Gewinner ermittelt
Der Sieger des Abends wurde vom Publikum per Telefon und über die Online-Abstimmung sowie einem internationalen Juryvoting ermittelt. Beide Votings zählten zu jeweils 50 Prozent und wurden dann in Punkte von eins bis zwölf (mit Ausnahme von sieben Punkten) umgewandelt – so wie man es auch vom Eurovision Song Contest gewöhnt ist.
„In diesem Jahr führten zwei Wege ins deutsche ESC-Finale“, erklärt der Eurovision Song Contest auf seiner Webseite. „Sängerinnen, Sänger und Bands konnten sich bis zum 15. Oktober 2023 online über eurovision.de bewerben. Insgesamt sind 693 Bewerbungen eingegangen. Die meisten Acts hatten sich mit eigenen Songs beworben, einige aber auch nur als Sängerin oder Sänger.“
Parallel dazu habe der NDR auch Künstlerinnen und Künstler direkt angesprochen: „Alle Titel wurden zunächst von der ESC-Redaktion bewertet. Danach bekam ein internationales Gremium aus Expertinnen und Experten die Top 32 ebenfalls zur Bewertung – in diesem Fall anonym. Im Anschluss hatten die vielversprechendsten Acts in einer Audition die Möglichkeit, ihre ESC-Tauglichkeit live zu präsentieren.“ Aus allen Bewerbungen wurden vorab außerdem 15 Acts ausgesucht, die in der sechsteiligen Docutainment-Serie „Ich will zum ESC!“ mit den Coaches Conchita Wurst und Rea Garvey um den Einzug ins deutsche ESC-Finale kämpften. Am Ende setzte sich hier Floryan durch.