Iron Butterfly sind Teil eines genialen Simpsons-Gags
Bart Simpson jubelt der Springfield-Gemeinde „In-A-Gadda-Da-Vida“ als Kirchenlied unter.
Über die Rock-Momente bei den „Simpsons“ könnte man ein ganzes Buch füllen. Zahlreiche Bands und Musiker sind als Gaststars aufgetreten oder wurden anderweitig durch den Kakao gezogen. Aber einer der größten Musikmomente in der Serie gehört Iron Butterfly und ihrem Song „In-A-Gaga-Da-Vida“.
Zu hören ist er in einer brachial komischen Variante in der Simpsons-Episode „Bart verkauft seine Seele“ (Bart Sells His Soul, Staffel 7, Episode 4, erstmals ausgestrahlt im Oktober 1995). Hier singt die Kirchengemeinde bis zur völligen Erschöpfung, aber voller Inbrunst den 17-minütigen Hit der Band um den soeben verstorbenen Sänger Doug Ingle.
In der Folge verkauft Bart Simpson aus kindlicher Neugierde, was wohl passieren mag, seine Seele an seinen Freund Milhouse – für läppische fünf Dollar. Diese Handlung führt zu einer Reihe von unheimlichen und komischen Ereignissen, bei denen Bart das Gefühl bekommt, dass ihm etwas Essentielles fehlt. Die Episode beginnt, passend zum moralischen Kontext, in der Kirche von Springfield. Bart verteilt mit einem diabolischen Lachen eine Kopie der Partitur von „In-A-Gadda-Da-Vida“, benennt es aber um in „In the Garden of Eden“ von „I. Ron Butterfly“.
„In the Garden of Eden, honey,
Don’t you know that I love you?
In the Garden of Eden, baby,
Don’t you know that I’ll always be true?“
Reverend Lovejoy, ohne den Schwindel zu bemerken, genehmigt das Stück, und die Gemeinde beginnt, das epische Rockstück in einer zumindest für die Zuschauer verkürzten Fassung zu singen, was zu komischen und erschöpften Reaktionen der Chormitglieder führt. Faszinierend ist, wie die Gemeinde leidenschaftlich mitsingt, Kerzen anzündet und mit ansehen muss, wie Orgelspielerin Helen Feesh kraftlos auf ihrem Instrument zusammensackt.
„In-A-Gadda-Da-Vida“ wurde 1968 von Iron Butterfly veröffentlicht und ist das Titelstück ihres zweiten Studioalbums. Das Lied gilt als eines der ersten Heavy-Metal-Stücke und hatte großen Einfluss auf die Entwicklung des Genres. Es verkauft sich mit seiner Platte über vier Millionen Mal.
Betrunkener Weg ins Paradies
Der Titel „In-A-Gadda-Da-Vida“ sollte ursprünglich „In the Garden of Eden“ lauten. Der Legende nach entstand er aus einem Missverständnis heraus, als Doug Ingle gerade betrunken vor sich hin sang. Schlagzeuger Ron Bushy ist wohl dafür verantwortlich, dass der krumme Titel anstatt dem Original aufs Notenblatt kam, weil er dem Gelalle seines Kollegen nichts anderes entnehmen konnte.
Die hypnotische und psychedelische Qualität des Songs passte natürlich perfekt in die späten 1960er Jahre, als Rockmusik immer experimenteller und psychedelischer wurde. „In-A-Gadda-Da-Vida“ wurde zum Markenzeichen von Iron Butterfly, auch wenn der Band keine glückliche Zukunft beschieden war.
Den Autoren der „Simpsons“ gelang mit der Szene ein kleiner Geniestreich, führen sie hier doch das subversive Potenzial von Rockmusik vor und machen sich zugleich darüber lustig, dass niemand in der Gemeinde den Song kennt, doch aber vollständig von seiner dunklen Energie mitgerissen wird (weswegen Homer halbwissend zu Marge sagt: „Kannst du dich noch erinnern, wie wir es damals zu dem Song getrieben haben?“). Das ist Religionskritik ohne spitzes Besteck. Zugleich verneigen sich die Macher vor der Kraft der Musik und schenken ihrer Hauptfigur eine Sequenz, welche die eigene Unangepasstheit kongenial zur Sprache bringt.
„In The Garden Of Eden“ findet sich auf dem Soundtrack-Album „Songs In The Key Of Springfield“.