Interview: Herbert Grönemeyer über Pop und Politik
Herbert Grönemeyer sprach mit uns über seinen kritischen Song "Auf dem Feld" und das Zusammenspiel von Pop und Politik - und er verriet uns, warum er nie zu Anne Will gehen würden.
Für unsere aktuelle Titelstory gewährte uns Deutschlands vielleicht wichtigster Popstar ein ausführliches Gespräch. Wir werden das Interview, das von Rainer Schmidt und Joachim Hentschel geführt wurde, in den kommenden Tagen in thematisch abgeschlossenen Auszügen auf dieser Website präsentieren. Zum Einstieg gibt es hier den Afghanistan-kritischen Song „Auf dem Feld“, der die Grundlage für ein Gespräch über Pop und Politik legte.
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Das Politische kommt auf dem neuen Album etwas versteckt. „Auf dem Feld“ heißt ein Song, in dem es eindeutig um die verzweifelte Situation eines Soldaten im Einsatz geht. Aber das Wort Afghanistan wird nicht erwähnt.
Ich wollte von Anfang an versuchen, darüber ein Lied zu schreiben. Über diese merkwürdige Situation, dass deutsche Soldaten wieder in einem Krieg sind. Dass sie dort ihr Leben riskieren und gar nicht richtig wissen, warum sie überhaupt da sind. Und dass es zu Hause eigentlich überhaupt keinen interessiert.
Sie sind in England zu Hause, aber auch in Deutschland. Sind das auch Ihre Soldaten, die da in Afghanistan sind, die deutschen Soldaten?
Ja, sicher. Weil es Deutsche sind, sind sie einem sicherlich noch einen Zacken näher. Aber grundsätzlich ist das ein Soldatenlied, das diese eigenartige Situation beschreibt – wie das ist als Soldat, wenn man irgendwohin geschickt wird, um zu kämpfen, in ein Land, das man nicht kennt, fern der Heimat, die selbst gar nicht direkt angegriffen wird.
In Deutschland wurde es als großer Fortschritt empfunden, als der damalige Verteidigungsminister zu Guttenberg zum ersten Mal das Wort „Krieg“ für den Einsatz in den Mund nahm. Es wurde geradezu als Befreiungsschlag angesehen. Ging es Ihnen auch so?
Nein! Und egal, wie man es nennt, ich halte das für ein Absurdum. Wir haben da nichts zu suchen. Das ist einfach Schwachsinn. Würde mein Sohn dort fallen, ich wüsste nicht, was ich machen würde. Ich glaube, ich würde zum Terroristen werden oder Amok laufen.
Gegen Castor und „Stuttgart 21“ wurde heftig protestiert. Wenn die gefallenen Deutschen nach Hause kommen, bleibt es sehr ruhig. Niemand demonstriert wirklich gegen den Krieg, niemand empört sich. Wie erklären Sie sich das?
Das ist ein völliger Widerspruch, stimmt. Vielleicht, weil das so abstrakt bleibt. Fast wie eine Geheimaktion. Man weiß gar nicht, was ist das eigentlich. Es ist kein Vietnam-Krieg, aber es gibt auch keine klaren Fronten, es wird auch nicht jeden Tag geschossen. Ich habe gerade „Skateistan“ gesehen, den Film über eine Skateboardschule in Kabul, den hat Kai Sehr gemacht, der auch mein Video gedreht hat …
… der übrigens kürzlich in Berlin bei „Cinema For Peace“ prämiert worden ist …
Und der zeigt eben das Leben in Kabul, das so vor sich hin läuft. Gleichzeitig herrscht dort irgendwie Krieg. Es ist eben nicht richtig zu fassen. Man kann die Geschehnisse schwer auf den Punkt bringen. Aber es ist falsch, dass wir dort sind, das ist klar.
Wenn Anne Will Sie zu einer Diskussion zum Afghanistaneinsatz einladen würde, mit Merkel vielleicht oder dem neuen Verteidigungsminister, würden Sie hingehen?
Ich weiß nicht, was ich da soll.
Warum nicht?
Ich will da nicht mitreden, mich macht das fertig.
Aber Sie haben doch viel zu sagen zu dem Thema.
Ja, ich sage das ja jetzt hier. Diese Sendungen sind mir zu sehr durchkalkuliert. Jeder muss da im Studio seine Rolle spielen, das ist alles schwer erträglich.
Das vollständige Interview können Sie in unserer aktuellen Ausgabe lesen.