Infadels – München, Atomic Cafe
Endlich: Mit den Infadels dürfen auch Uncoole new-wavig tanzen
Die Aufkleberhalde am Händetrockner erzählt die ganze Retro-New-Wave-Geschichte der letzten Jahre, denn alle waren da. Und der Riecher der kleinen Atomic-Stammgäste ist längst so ausgeprägt, dass selbst die nicht ganz so berüchtigten Infadels aus London-Hackney das Büdchen bullig heiß ausverkauft haben. Nur einem der schamhaften Bar-Herumdrücker fällt auf, dass heute mal unerhört viele Ältere da sind. Ältere heißt hier: 25 und drüber.
Infadels-Gitarrist Matt Gooderson, der sein Instrument tatsächlich an einem Gurt mit stilisierter Klaviertastatur trägt (seit den mittleren Achtzigern aus der Mode), hat gesagt, dass seine Band dank ihrer Uncoolness ein unprätentiöses Publikum anzieht – absolut, der am wenigsten hohlwangige Dance-Rock-Abend seit Ferdinand-Gedenken, mit glatzköpfigem Sänger im Midnignt Oil-Stil und einem Keyboarder, der auf einen Mülltonnendeckel einschlägt und für Crossover-Musik relativ radikales Acid-House-Flibbern einspielt.
Zu lahm zum Tanzen sind die Infadels oft schon, dafür aber unterhaltsam genug zum Zuhören. Und für die kleinen Girls: Der Bassist ist doch ein Schnütchen.