In Freiheit mehr wagen
Mit ein wenig Phantasie würde Kurt Ebelhäuser – Bart, wilde Dschinghis- Khan-Frisur glatt als deutsche Version von Rick Rubin durchgehen. Ganz so prominent wie beim US-Pendant liest sich die Kundenliste des Blackmail-Gitarristen und Teilzeit-Produzenten noch nicht, aber in den letzten Jahren hat Ebelhäuser neben der eigenen Band einige der interessantesten Indie-Acts der Republik betreut. Zudem gilt der Mann als Patriarch eines weit verzweigten musikalischen Netzwerks, dem unter anderem die Bands Ken und Scumbucket angehören. Umso erstaunlicher also, daß Blackmail nun nach zwölf Jahren und vier Alben für das neue Werk mit dem Berliner Andy Jung erstmals einen außenstehenden Produzenten ins Boot holten.
„Wenn man die ganze Zeit immer nur dasselbe macht, klingt es ja auch immer gleich – wir aber wollen neue Horizonte entdecken“, sagt Ebelhäuser. Das sind natürlich Gemeinplätze, Standard-Phrasen. Funktioniert hat es aber trotzdem. „Aerial View“ ist das bislang variantenreichste und melodieseligste Album der Koblenzer Band geworden. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem viele mit Blackmail nicht mehr gerechnet hätten. Nach zwei kommerziell hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Alben für Warner ist man nun wieder bei einer kleineren Firma. Sänger Aydo Abay: „Eine Riesenerleichterung endlich ist der Druck weg.“
Ein Gutes hatte das Abenteuer aber doch: „Seit unsere Videos bei ,Viva‘ liefen, kommen endlich Mädchen zu den Konzerten.“ Sollte sich das je ändern, kann zumindest Ebelhäuser ja immer noch der deutsche Rick Rubin werden.