In der Hölle des Sommers
Hollywood vertraut für die wichtigste Saison weiterhin auf bekannte Stoffe
Die Vergangenheit hat Zukunft. Von „Star Trek“ über „X-Men Origins: Wolverine“ bis zu „Terminator – Die Erlösung“ werden in der diesjährigen Sommersaison die Vorgeschichten teils Jahrzehnte alter Erfolgsreihen erzählt. „Fast & Furious“ reanimiert den fast vergessenen Vin Diesel, Sam Raimi kehrt mit „Drag MeTo Hell“ zu seinem Ursprung zurück, und „Ice Age 3“ spielt zur Zeit der Dinosaurier.
Auch bei „Nachts im Museum 2“ und „Transformers 2“ wird emsig Vergangenes weiter erzählt. Und in „Die Entführung der Pelham 123“ rumpelt die U-Bahn aus den 70er Jahren einer Zweitverwertung entgegen.
Die Kino-Gegenwart sieht trotz der Finanzkrise rosig aus. In Amerika pendelt der Gesamtumsatz der ersten Monate knapp über dem Schnitt von 2008. Aber es gibt auch erste Verlierer: Nach dem „Hannah Montana“-Hype hat der Film mit einem Einspielergebnis von 70 Millionen Dollar die Erwartungen nicht erfüllt. Und „Wolverine“ erspielte zwar am Startwochenende satte 85 Millionen Dollar, erzielte aber ein Drittel weniger Gewinn als ,X-Men 3″, obwohl (oder weil?) Regisseur Gavin Hood („Tsotsi“) als Ersatz für Bryan Singer um Tiefgang bemüht ist. Dabei galt der haarige Mutant als Liebling der Fans. Sollte am Ende Hugh Jackmans Ruf als „Sexiest Man Alive“ an Coolness eingebüßt haben?
Regisseur J.J. Abrams hat seit „Lost“ Kult-Status, aber mit „Mission: Impossible 3“ und „Cloverfield“ ebenfalls nicht gerade imposante Ergebnisse erzielt. Kann er nach zehn Kinofilmen und vier Serien in 40 Jahren nun mit „Star Trek“ das Interesse der gealterten Fans für die Pubertäts-Probleme der „Enterprise“-Crew gewinnen? Und kann man tatsächlich einen „Terminator“-Film ohne Arnold Schwarzenegger drehen?
Teil vier, von McG humorlos als Materialschlacht inszeniert, geht zurück in die Zukunft. Dort muss Christian Bale als erwachsener John Connor alleine den Kampf gegen die Maschinen stemmen. Man hofft mit ihm wohl auf einen Effekt ähnlich wie zuletzt bei „Dark Knight“.
Fraglich ist ebenfalls, ob Sam Raimi mit seiner Spukstory „Drag Me To Hell“, die fatal an asiatische Horrorfilme erinnert, von seiner Popularität als „Spider Man“-Regisseur profitiert. „Ice Age 3“ hingegen wird vor allem hierzulande wieder super laufen – die Deutschen lieben ihren Otto, selbst wenn er nur Synchronsprecher ist. Auch die sechste „Harry Potter“-Adaption dürfte ein Selbstgänger sein, ebenso wie „Illuminati“ nach Dan Browns erstem Buch um Robert Langdon, obwohl viele von der „Sakrileg“-Verfilmung enttäuscht waren. Aber Tom Hanks ist halt immer noch ein Kassenmagnet. Mit Pixars „Oben“ deutet sich ein weiteres Meisterwerk aus der Animationsschmiede an, aber selbst bei „Wall-e“ sanken die Zuschauerzahlen zuletzt bedenklich.
Spannend wird sein, wie sich „Public Enemies“ von Michael Mann und Quentin Tarantinos lange erwarterer Nazi-Trash „Inglourious Basterds“ schlagen werden.
Sollte das alles nicht reichen, muss im Spätsommer eben Bully mit „Wickie und die starken Männer“ die Zukunft der Kinobetreiber retten.