In der Hitze des ländlichen Südens kultiviert Speech die unendliche Langsamkeit des Seins
An manchen lägen sitzt er einfach auf seiner Veranda und freut sich über die Sonne Georgias. Manchmal geht der einstige Frontmann von Arrested Development ins Studio nebenan. Manchmal auch nicht, wenn es zu schwül ist oder die Kinder spielen wollen. Eilig hat er es mit seinen Alben selten, aber jetzt ist gerade mal wieder eines fertig. Und auf „Hoopla“ ist der Sänger besonders stolz. Ja, der Sänger. Denn Speech rappt nicht mehr nur, er versucht sich jetzt auch an Soul, an Folk und Pop sowieso. Ediche unpassende Ideen warf er in letzter Minute wieder weg, behielt aber ausgerechnet den „Hey Song“ mit einem One-Hit-Wonder-Sample. „Manchmal hab ich schon Angst, dass mich die Leute uncool finden. Aber als ich mit Hootie &. The Blowfish auf Tour war, spielten sie immer diese Nummer, die mich an die 4 Non Blondes und deren ‚What’s Up?’erinnerte. Irgendwann spielte ich selbst mal damit rum und fertig war meine eigene Feel-Good-Version davon.“
Optimistisch muss es bei Speech schon sein – nicht zwanghaft fröhlich, aber zumindest nicht hoffnungslos. „Ich hab schon viele negative Songs geschrieben, aber ich veröffentliche sie nicht. Ich höre sie selbst nicht gerne, also will ich sie anderen nicht zumuten. Ich singe ja nicht nur von sonnigen Tagen, suche allerdings immer den positiven Aspekt. Das ist zur Zeit sicher nicht angesagt, lässt mich aber kalt, da ich mich eh nicht mit anderen vergleiche.“ Gangsta-Rap-Gegner sei er deshalb noch lange nicht; das seien schließlich auch seine „Brüder“, „cool cats“ und überhaupt: „Für Hass habe ich keine Zeit.“
Ansonsten hat Speech immer viel Muße. „Oft nehme ich drei, vier Monate Auszeit, obwohl ich ein Studio im Haus habe. Ich geh dann einfach nicht rein.“ Wenn sich wundersamerweise irgendwann genügend Songs in seinem Kopf versammelt haben, fängt er eben doch wieder mit einem neuen Album an, arbeitet rund um die Uhr und macht alle um ihn herum wahnsinnig. „Nach zwei Monaten ist der Albtraum wieder vorbei, und jeder Mensch in meiner Umgebung atmet auf.“
Als Speech 96 bescbloss, solo weiterzumachen, fiel’s ihm nicht übermäßig schwer, seinen eigenen Stil zu finden. Er müsse sich nur immer zusammenreißen, beim Aufnehmen keine andere Musik zu hören: „Es passiert so schnell, dass man andere unbewusst kopiert Neulich schrieb ich den hundertprozentigen Hit und war überglücklich. Bis mir mein Kumpel sagte: JDas ist ein Hit – aber einer von den Fugees‚.“
Speech lacht, so wie er immer lacht, wenn er über die kleinen Fallstricke des Lebens spricht Ganz ernst kann er weder sich selbst nehmen noch seine Rolle als Botschafter in Sachen Peace, Love & Happiness. Einer der neuen Songs heißt „Our Image“ und beleuchtet das alltägliche Dilemma des Popstars wider Willen. „Bei Arrested Development habe ich mich viel mehr mit Imagefragen beschäftigt als heute. Jede Fotosession fand auf dem Lande statt, immer ging’s um den idyllischen Süden. Klamotten, Texte, Interviews – alles passte zusammen.“ Das System funktionierte und florierte – Arrested Development galten als Prototyp der gemütlichen HipHop-Kolchose: nette Rap-Folkies, die lieber kiffen als kämpfen. Inzwischen hat Speech keine Lust mehr, sich mit solchen Marginalien zu befassen. „Dafür bin ich zu alt und müde. Denkt doch, was ihr wollt Ich will nur meine Musik machen und danach nach Hause gehen.“