In den Schuhen von Prefab Sprout
Literatur, die zuviel Interpretation erfordert, ist mir zutiefst verhasst“, sagt Markus Berges, der Harold Brodkey und James Salter schätzt und als Lehrer für Deutsch und Geschichte arbeitet Zugleich ist er Sänger und Songschreiber der Band Erdmöbel und bevorzugt ein musikalisches Textverständnis, das keine Sekundärliteratur zur Dechiffrierung erfordert. Er sucht nach einem gewitzten, manchmal sperrigen Vokabular, das zugleich emotional berührt. „Das Ziel ist, Geschichten zu erzählen und eine Spannung zwischen starken Bildern und der Story herzustellen.“
Man erinnert sich an die zunächst bieder erscheinende Supermarktkassiererin vom „Erste Worte nach Bad mit Delfinen „-Album, die einer Kundin ins frisch-frisierte Haar greift und sie wie eine Hammerwerferin durch den Laden schleudert. Dann fällt einem der Refrain wieder ein: „Man sieht ihr das nicht an/ An ihr ist gar nichts dran/ Aber von Kopf bis Fuß/ Tätowiert von innen.“
„Das ist das Schwerste: So viele Tage an einem Text zu sitzen, bis die Arbeit nicht mehr auffällt.“ Für das neue Album „Altes Gasthaus Love“ war diese manchmal mühsam erarbeitete Leichtigkeit besonders wichtig. Bei der Arbeit mit Erdmöbel-Produzent und Mitmusiker Ekki Maas wurde sehr schnell klar, dass es diesmal in eine andere Richtung gehen sollte: „Ich dachte: Den bewegend-melancholischen Song kannst du jetzt. Wir wollten diesmal ein leichtes Frühlingsalbum machen und haben mit der Band sehr viel ausprobiert“, so Prefab-Sprout-Fan Berges. „Meine Songs wurden teilweise stark kritisiert, und ich musste sie überarbeiten oder verwerfen.“
Die neue Aufgabe erforderte auch eine neue Herangehensweise. „Nur mit der Gitarre Songs zu schreiben und neue Ideen zu haben, wird immer schwieriger. Ich hab daher viel am Computer gearbeitet“ So entstand beispielsweise der wundervolle Elektro-Shuffle „In den Schuhen von Audrey Hepburn“. Das Songformat hat Berges trotz Computer nicht aufgegeben. „Seit 13 Jahren laboriere ich daran herum, es ist manchmal mühsam, aber mir ist dabei noch nicht langweilig geworden“.
Eines der schönsten Stücke des Albums ist „Busfahrt“, ein Kapitel eines kurzen Prosa-Textes, den Berges vor einigen Jahren schrieb und den die Erdmöbel zu einem Song verwandelten, der mit seinem Sprechgesang an Blumfelds ,,Pro Familia“ erinnert. Die Busfahrt ist auch hier eine Versinnbildlichung des Erinnemrns, ein Übergangsritual: „Das war sicherlich das literarischste Stück. Es fällt aus dem Rahmen, aber der Text wurde zur Musik. Das gefiel uns.“