Im Vorprogramm der Rolling Stones-Tournee – der Mama wegen: Big Country arbeiten an ihrem Comeback
Als damals die Kölsch-Rocker von BAP im Vorprogramm der Stones spielten, standen Big Country gerade vor ihrem internationalen Durchbruch. Lang, lang ist’s her. 13 Jahre später müssen die Schotten wieder ganz unten anfangen. Da nimmt man denn auch mal den Frondienst auf sich, neben Gary Moore die Wartezeit auf die Volkswagen-Band verkürzen.
„Klar, Fred und Barnie sind klasse“, meint Sänger Stuart Adamson mit gespielter Ahnungslosigkeit. Den Begriff „Stones“ verbindet er nämlich zunächst einmal mit den Steinzeit-Helden der Flintstones-Epoche. Das süffisante Mißverständnisse ist indes gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt: „Für mich sind die Stones wirklich nichts Weltbewegendes. Natürlich sind sie Rock-Geschichte – aber ich habe früher lieber die Chieftauis gehört.“ Und auch ihr Auftritt im Vorprogramm der Stones läßt Adamsons Begeisterung nicht gerade überschäumen. „Eigentlich spielen wir ja nur, weil meine Mutter ein echter Stones-Fan ist. Und da wir den Opener machen, kommt sie halt günstig an Karten ran. Das ist auch schon das ganze Geheimnis. Denn nur für Big Country würde Mutti nie und nimmer zu einem Konzert kommen.“
Nur recht mühsam läßt sich auch Schlagzeuger Mark Brzezicki zu einem positiven Stones-Statement hinreißen: „‚Exile On Main Street‘ ist schon eine korrektes Album, keine Frage. Aber Charlie Watts zum Beispiel war nie mein Vorbild. Das einzig Respektable an ihm ist, daß er es schon solange in dieser Combo ausgehalten hat.“
Ganz so gleichgültig kann den Schotten ihr Auftritt im Vorprogramm allerdings nicht sein. Nach Jahren der Bedeutungslosigkeit versuchen sie jetzt – wieder in Original-Besetzung -, mit ihrem neuen Album „Why The Long Face“ an die Hit-Zeiten von „Look Away“ anzuknüpfen. Dabei kann der Glanz der glamourösen Giganten eigentlich nur positiv auf sie abstrahlen. Andererseits bedeutet die Stones-Staatsaffare eine Marginalisierung der Vorgruppen, die nur für eine beliebige Beschallung des Stadions zu sorgen haben. Vielleicht auch deshalb das maulige Ressentiment gegen die rüstigen Großunterhalter.
Adamson kommt für die Konzerte nur noch ab Gast nach Europa: Seit einiger Zeit lebt er mit Familie im sonnigen Florida. „Weil ich hier ich jeden Tag surfen kann. Außerdem haben die Amis mit Gruppen wie Cracker, Offspring, Flaming Lips die besseren Bands.“ Bleibt die Frage, ob er in diese Betrachtung auch Big Country einbezogen hat – und die Stones.