Im neuen ROLLING STONE: Titelstory Jan Delay
Er kommt vom HipHop, er machte Reggae, dann Funk und Soul. Doch nun hat Deutschlands eigensinnigster Rapper ein Rock-Album aufgenommen. Zeit für einen Besuch in Hamburg.
>>> im Handel: der neue ROLLING STONE
Ein Gewerbehof im Hamburger Stadtteil Ottensen. Vorbei an einer Autowerkstatt und einer lang gezogenen Backsteinhalle erreicht man über eine steile Außentreppe das Boogie Park Studio. 27 Jahre deutsche Pop-Historie, begründet auf den Profiten der Chartsnummer „Geil“ von Bruce & Bongo. Im Flur künden Gold- und Platin-Schallplatten des abgewickelten Hansa-Labels von einer Zeit, als die Musikindustrie noch aus den Vollen schöpfen konnte. Udo Lindenberg, Annette Humpe und Die Prinzen nahmen hier auf. Andreas „Boogieman“ Herbig mixte den hanseatischen Erfolgs-HipHop der späten Neunziger. „Hier ist 2009 bereits der finale Mix für ‚Die Kinder vom Bahnhof Soul‘ entstanden“, erzählt Jan Delay. „Später haben wir im hinteren Bereich zwei eigene Studioräume übernommen und den Namen unserer alten Heimatbasis La Boom aus Eimsbush-Tagen wieder aktiviert. Auf dieses Weise lebt die Ära des Indie-HipHop weiter.“ Jan Delay hat zum Musikhören in sein Reich geladen. In lockerer Arbeitskluft, mit Baggy-Jeans, geringeltem Sweater, Baseball-Käppi und Sneakers sitzt er am Regiedeck vor der abgedunkelten Scheibe, was der entspannten Situation mit Schnittchen und Flaschenbier etwas Konspiratives verleiht. Ein Termin beim Paten.