Im neuen ROLLING STONE: Neneh Cherry und ‚Blank Project‘ – das Porträt
Für die Ausgabe 3/2014 haben wir Neneh Cherry getroffen um mit der Sängerin über ihr sensationelles Album "Blank Project" zu sprechen.
Nach dem Tod ihres Vaters wollte sie nie wieder Musik machen. Nun ist Neneh Cherry zurück – mit ihrem neuen Album.
„Blank Project“ klingt beim ersten Hören experimentell und schroff. Doch ist es diesmal keine Jazz-Band, die Cherry begleitet, sondern ein Duo aus Schlagzeuger und Synthesizer-Bediener: Ben und Tom Page sind zwei junge Brüder aus South London, die sich – nach einem Sun-Ra-Stück – Rocketnumbernine nennen und im vergangenen Sommer ihr Debütalbum herausgebracht haben. Zu den Gesängen und Sprechgesängen steuern sie manchmal nur ein hohles Pochen bei, manchmal begraben sie die Stimme aber auch unter ganzen Lawinen aus Krach; das macht die intimen Selbstbekenntnisse von Cherry – es geht um den Tod ihrer Mutter, ums Älterwerden, um Angst, Enttäuschungen, Beziehungskrisen – umso verletzlicher, tapferer, ergreifender.
Neneh Cherry ist aufrichtig erleichtert, dass die Platte den paar Leuten, die sie schon gehört haben, zu gefallen scheint – „weil sie so komplett anders klingt als das, was wir ursprünglich geplant hatten. Eigentlich sollte alles viel durchproduzierter sein, nicht so roh und rau. Das hat sich erst ergeben, als die Musik zu leben begann.“
Und so ungewöhnlich und individuell der Sound auf der Platte auch ist: Wenn man „Blank Project“ hört, dann hört man auch die bleibenden Konstanten in ihrem Schaffen heraus. Wie schon mit The Thing singt sie auch hier gegen eine rohe, zornige Musik an und verleiht ihr eine paradoxe Wärme und Weichheit. So war es auch schon bei Rip Rig & Panic – und auf „Raw Like Sushi“, wo sie die harten HipHop-Beats mit euphorisch-optimistischem Gesang bekränzte.