Im Eilschritt zum Erfolg
Lange Jahre hat es gedauert, bis sich VEGA 4 im großen London endlich gefunden hatten. Nun soll ihre Vision wahr werden: Die vier wollen U2 beerben und ihrem Publikum die Einsamkeit nehmen
Als John McDaid im zarten Alter von 17 Jahren seine Heimat im nordirischen Derry in Richtung London verließ, hatte er nur ein ZieL „Ich wollte ein verdammter Rock’n’Roll-Star werden“, sagt er frei heraus, „und daran hat sich im Wesentlichen nichts geändert.“
Man muss das gleich relativieren: Ein Rock’n’Roll-Star, ja, aber kein böser, zynischer, nur nach Ruhm und Ehre heischender schwebte John vor, sondern ein guter, liebevoller, dessen Inspiration den Menschen dient. „Ich bin geprägt von klassischen Bands wie U2, die diese unfassbare Magie zwischen sich und dem Publikum entwickeln“, bekennt John, „Platten wie ‚Under A Blood Red Sky‘ haben mir gegeben, was ich zum Leben brauchte, und ich wollte alles daran setzen, diese Art der Kommunikation selbst zu erleben.“ Erfüllt von solcher Vision, machte John sich auf, im großen London geeignete Mitstreiter zu finden, um den musikalischen Bund fürs Leben zu schließen – und blieb dabei lange erfolglos. Er erinnert sich an „einige hundert“ Club-Gigs, die er allein mit seiner akustischen Gitarre bestritt: „Ich habe halt soulmates gesucht Da war ein Kompromiss nicht drin.“
1998, gute vier Jahre nach Johns Umzug an die Themse, waren Vega 4 dann schließlich doch geboren. Neben dem Bassisten Simon Walker, in dem John kurz zuvor einen Partner fürs Songwriting gefunden hatte, traten der Kanadier Bryan McLellan und der Neuseeländer Bruce Gainsford der Bruderschaft bei. Während McLellan einen hoch dotierten Job als Session-Trommler aufgeben musste, hatte Gainsford wie John in London lange erfolglos musikalisch Gleichgesinnte gesucht und fand eben die ganz klassisch mittels einer Anzeige im „Melody Maker“, just bevor er frustriert den Heimflug antreten wollte. Seither ist viel passiert Das Debüt „5a/e/6Ves“steht kurz vor der Veröffentlichung, Vega 4 blicken auf eine turbulente Zeit zurück. „Wir haben zu Beginn absichtlich in den kleinsten und übelsten Clubs gespielt, um unsere Musik in möglichst schwierigen Umgebungen und vor jedem denkbaren Publikum zu vervollkommnen“, erklärt John die Strategie, sich erst nach zwei Jahren ins Licht der Musikindustrie zu wagen. Ein Perfektionismus, den sie auch bei den Aufnahmen zu „Satellites“ an den Tag legten. Ursprünglich von John Cornfield in den britischen Sawmill Studios produziert, bestanden die unzufriedenen Vega 4 darauf, einen Teil des Albums nochmals aufzunehmen – und fanden in Ron Aniello (Lifehouse) und den LA Sunset Sound Studios den rechten Mann und den rechten Ort, um den eigenen Anspruch zufriedenzustellen. „Im Sunset haben die Beatles ihre letzten Aufnahmen gemacht“, erzählt John. „Plötzlich wurde dieser Vibe lebendig, und wir haben die Songs in sehr kurzer Zeit live aufs Band gespielt Ein phantastisches Erlebnis!“
Grundgütiger, diese Inbrunst John McDaid gibt keinen Satz verloren, bis er ihm tauglich scheint, das jeweilige Anliegen anschaulich zu machen, und beschreibt die Hingabe von Vega 4 ans künstlerische Miteinander mit fast religiösem Eifer – und entwickelt so im Verbalen eben jenen hymnischen Gestus, der auch die Musik von Vega 4 prägt Auf „Satellites“ ist kein Refrain, der nicht in den Himmel will und kein Vers, der sich bloß reimen soll. Die recht klassisch entworfenen Songs entfalten ihr Pathos auf wuchtigen Trommeln und mächtig schrängelnden Gitarren – und präsentieren sich tatsächlich als das Ereignis, von dem in den vergangenen Monaten hinter allerlei vorgehaltenen Händen die Rede war.
Dazu singt McDaid meist Erbauliches über den Glauben an sich selbst, die Hoffnung auf bessere Tage und die Liebe als dem Elixier des Lebens – und beschert dem UK nach Fran Healy, Chris Martin und anderen zartfühlenden Jungmännern einen weiteren Sänger, der jenseits von Zynismus und Apathie das eigene Heil im Guten und Schönen sucht. „Unser Ziel ist es nicht, das Publikum zu verunsichern“, erklärt McDaid. „Wir alle sind in unserem Leben verwundet worden, und wir alle erleben schwere Zeiten. Wenn unsere Songs vermitteln, darin nicht allein zu sein, dann sind wir nah daran, die beste Band zu sein, die wir sein können.“
Wie nah Vega 4 diesem Ideal schon gekommen sind, davon wird man sich wohl bald selbst ein Urteil bilden können. „Wir hoffen, uns als würdige Nachfolger all der britischen Bands zu erweisen, die sich bei der ‚ROLLING STONE Roadshow‘ zu Beginn ihrer Karriere präsentieren durften“, sagt John untertänig und meint die Kollegen von Travis, Coldplay und Starsailor. „Die haben danach ja alle Furore gemacht“