Im Bann des Balls
Lightning Seeds im Kampf um "Three Lions"
Nennen Sie bitte zwei Hits der Lightning Seeds. Wie? „Three Lions“, korrekt Und? Tja, genau das ist das Problem. An all die anderen Hits kann man sich nicht erinnern. Ian Broudies Kompositionen sind so perfekt, dass sie vom Radio ins Gehirn flutschen und glatt im geistigen Papierkorb landen, bevor man zweimal darüber nachgedacht hat Deshalb schloss der Brite dieses Kapitel Bandgeschichte jetzt folgerichtig mit einem „Best Of“-Album ab. „Wenn man eine Greatest-Hits-CD rausbringt, symbolisiert das ein Ende. Danach fängt man wieder von vorne an., Till’ist also nicht etwa der nächste Schritt, sondern der erste vom Rest“
Als Broudie ins Studio ging, um das neue Album „Tilt“ aufzunehmen, hatte er noch keinen einzigen Song geschrieben. „Die ersten fersuche waren schrecklich, und die Band bald ganz genervt. Plötzlich lief es dann, mit komischen kleinen Stücken, die irgendwie anders waren.“ Aus der Verwirrung wurde ein etwas wirres Werk, das keinen gemeinsamen Nenner außer „Pop im weitesten Sinne“ aufweisen kann. Und das ist Absicht; Broudie war nämlich langweilig geworden. „Nach zehn Jahren muss man mal Neues wagen. Man kann nicht ewig die Beatles hören. Ein Dance-Album war zwar auch keine Option, aber die Technologie und Attitüde von Leuten wie Underworld interessiert mich heutzutage mehr, als es Gitarren tun.“
Zu Sicherheit holte sich Broudie ein paar Helfer ins Studio, darunter Mike Pickering und Stephen Jones („Er war Babybird, falls sich daran noch einer erinnert“). Bei Letzterem hat es auch nicht so richtig hingehauen mit der Karriere ab Popstar. Menschen wie Broudie und Jones sind eben keine Gallaghers oder Albarns, bei denen man zur Musik zusätzlich Sprüche, Skandale oder zumindest hübsche Frauen frei Haus geliefert bekommt So wird der Welthit zur Fußball-EM ’96 (und WM ’98) wohl die Ausnahme bleiben. „Three Lions‘ hat uns in Sachen Popularität sehr geholfen, aber es ist sicher keiner unserer besseren Songs.“ Soso.