Ihre Genre-Grenzgänge haben Metallica massenkompatibel gemacht. Jetzt ist Heavy Metal mit Symphonieorchester angesagt
Metallica haben mit ihren letzten Alben hinlänglich bewiesen, dass sie permanent musikalisches Neuland suchen und betreten. Ihr anfangs eher einfallsloser Krach-Metal wich durchdachten, clever konstruierten Kompositionen – ohne dass die Musik je etwas an Energie und Lautstärke einbüßte. Jetzt veröffentlichen sie mit dem Doppelalbum „S&M“ das Livedokument eines außergewöhnlichen Experiments: Fast 30 Jahre nach Deep Purple haben auch sie Konzerte mit einem klassischen Symphonieorchester aufgenommen.
„Bei Purple war es etwas anderes“, weist Drummer Lars Ulrich alle Vorwürfe von sich, seinen Idolen nachgeeifert zu haben. „Wir haben doch keine Komposition für Orchester geschrieben, sondern 20 unserer Songs mit Orchester eingespielt.“ Die Idee zu dem Projekt hatte der Komponist und Dirigent Michael Kamen, als musikalischer Bilderstürmer berühmt und berüchtigt „Seit ich die Streicherarrangements zu „Nothing Else Matters“ schrieb, ließ mich der Gedanke nicht mehr los, die Jungs mit einem Orchester zusammen zu bringen“, schwärmt Kamen, „Es gibt nichts, was mit der Dynamik und Dramatik von Metallica zu vergleichen ist Und niemand ist so schnell und so laut das ist Rock in seiner ursprünglichsten Form. Interessanterweise sprechen sie die gleiche Sprache wie die orchestrale Musik eines Schostakowitsch oder eines Wagner. Bombastisch eben.“
Dank Kamen gerieten weder „Enter Sandman“ noch „Master Of Puppets“ zu easy-listening-Versionen – er ließ der Band völlig freie Hand. „Die Lautstärke muss furchterregend für die Symphoniker gewesen sein“, grinst Ulrich, „zumal im Saal fast nur Fans von uns saßen, die zusammen mindestens genauso laut abgingen wie wir.“
Ulrich, musikalischer Kopf Metallicas, ist begeistert vom Erlebnis und Ergebnis der beiden Konzerte: „Ein irres Gefühl, mit so einem großen Orchester auf der Bühne zu stehen. Aber du musst dich verdammt auf deine Rolle in diesem Spiel konzentrieren, um die anderen nicht im Stich zu lassen.“ Im Gegensatz zu den 108 klassischen Musikern reichten Metallica drei läge Proben: „Von uns kann doch keiner Noten lesen. Das Wichtigste war, sich auf die Arrangements vorzubereiten und auf Kamens Einsätze zu achten. Michaels Angebot kam genau zur richtigen Zeit, denn Metallica waren für mich mal wieder an dem Punkt angelangt, der die Suche nach neuen kreativen Herausforderungen verlangte.“
Das nächste Studioalbum der massenkompatiblen Metaller ist erst für 2001 geplant: „Es wird definitiv härter und vor allem experimenteller werden, was die Sounds und Stilmixe angeht. Korn sind für mich in dieser Hinsicht schon sehr, sehr weit vorn.“