Ihr kurzes Intermezzo bei einem Major haben die Walkabouts abgehakt. Zurück beim alten Partner, erfand man sich wieder neu
Dies ist die Platte, die wir machen wollten sie aber hätten keinen Grund gefunden, sich dafür zu engagieren. Gibt’s einen besseren Grund, um zu gehen?“ Wohl kaum. Chris Eckman und Carla Torgerson weinen dem Intermezzo der Walkabouts beim hiesigen Ableger eines UK-Majors keine Träne auch. Man ließ die Band nach einem kleinen Hit („The Light Will Stay On“) und zwei großen LPs „The Devil’s Road“, „Nighttown“), obendrein in Frieden ziehen.
„Trail Of Stars“, das neue Album, das bei der Industrie wohl nur mit „gravierenden Änderungen“ (Eckman) goutiert worden wäre, ist bei der neuen, alten Kleinfirma sicher besser aufgehoben, denn es ist der stete Versuch, sich wieder ein kleines Stück neu zu erfinden, ohne die gängigen Koordinaten völlig außer Acht zu lassen. Eckman wollte zunächst in die Wüste, um zu schreiben. Dann wurde es jedoch nur Portugal, wo er zuvor mit Phill Brown die norwegische Band Midnight Choir produziert hatte. Trotzdem: ein kleiner Kulturschock. Eckman: „Die fremde Sprache, ich kannte kaum einen, fühlte mich isoliert und desorientiert.“
Wo andere Urlauben, arbeitete Eckman fast zwanghaft: 32 Songs in einer Woche, unredigiert freilich und ein gut Teil davon „zu sehr Du“ (Torgerson), um für ein Band-Album in Frage zu kommen. Die entscheidende Weiche stellte Keyboarder Glenn Slater, der noch bevor er eine neue Song-Idee gehört hatte – seine persönliche Regel No. 1 für die Sessions aufstellte: Ich spiele diesmal kein Piano! „Das klang zunächst brüsk“, erinnert sich Torrgerson lachend. „Wir fragten uns schon: Was ist denn mit Glenn los?!“ Dabei hatte er „seine Rolle für das Album einfach nur vor uns definiert“, wie Eckman glaubt. „Und hat uns damit gezwungen, nicht den vorgezeichneten Weg zu gehen, was großartig war. Wir haben die Walkabouts-Formel halt ein bisschen hin- und hergeschoben. Ich mag das. Es gibt dir die Möglichkeit, dich mal wieder selbst zu überraschen.“
Für Überraschungen war schließlich auch Produzent Phill Brown gut, auch wenn „der große, lethargische Isaac-Hayes-Groove“, den Eckman im Sinn hatte, sich doch nicht so recht entfalten will auf „Trail Of Stars“. Die Walkabouts wollten weg von den detailliert festgelegten Arrangements der letzten LPs, der Zufall, so Eckman, „spielte definitiv eine größere Rolle. Deswegen wollten wir ja Phill, der im Gegensatz zu Vorgänger Victor Van Vugt eine eher asymmetrische Philosophie vertritt. Phills Devise ist: Was können wir hier hinzufugen, damit es klingt wie sonst nirgends?“ Mal sehen, ob sich einige Arbeitsvorgaben für „Trail Of Stars “ bei ihren Herbst-Gigs auch in einem anderen Livesound niederschlagen. Denn Gitarren, die eine „keyboard-eske Rolle“ (Eckman) spielen, sind eher rar.