Iggy Pop: Chicago-Blues
"Als ich 18 war", so der Frontmann der legendären Garagen-Rocker The Stooges, "traf ich meine große Entscheidung:, Ich werde Musik machen - koste, was es wolle. Und als ich diese Entscheidung erst mal getroffen hatte, sucht man als junger Mann natürlich nach Vorbildern und nach Qualität. Und das handwerkliche Niveau ist bei diesen Blues-Leuten unglaublich hoch."
1. „Hoodoo Man Blues“ Junior Wells‘ Chicago Blues Band mit Buddy Guy, 1965
2. „In The Wee Hours“ Junior Wells‘ Chicago Blues Band mit Buddy Guy, 1965
Junior Wells war als Sänger nicht durch Vorgaben vorbelastet, er hatte eine verschmitzte, schnoddrige Attitüde, die mir sehr zusagte. Und er spielte seine Mundharmonika auf eine ähnliche Art: Das Timbre war in beiden Fällen das gleiche und verschmolz zu einer Einheit.
3. „Slam Hammer“ Johnny Young, 1967
Bei einer Veranstaltung der Kirchengemeinde durfte ich als Drummer mit Johnny Young und Big Walter Horton spielen. Ich verdiente zehn Dollar. Und wir spielten genau diese Nummer.
4. „Feel So Bad“ Little Milton, 1967
Eine Zeile setzte sich bei mir fest: „I feel so bad/ Feel like a ballgame on a rainy day.“ Es heißt eben nicht: „My heart is bleeding with incurable sadness.“ Nein, stattdessen benutzte er diese wundervolle Alltagsmetapher.
5. „Rollin‘ Stone“ Muddy Waters, 1950
Die Art, wie er durch das Weglassen von Noten Raum schuf und ungewöhnliche Rhythmen einsetzte … Diese Jungs haben den Bogen einfach raus, wie man authentisch rüberkommt. Ich fragte mal Jerome Arnold, den Bassisten von Paul Butterfield, was er von meinem Schlagzeugspiel hält, und er sagte nur: „Spiel so, wie du es fühlst.“ Ich versuchte damals noch, so viele Noten und Beats wie möglich reinzuquetschen.
6. „The Red Rooster“ Howlin‘ Wolf, 1961
7. „Smokestack Lightning“ Howlin‘ Wolf, 1956
The Wolf schwebte über den Aufnahmen von „Fun House“. Das ist definitiv Wolfy-Stoff – zumindest im Rahmen meiner Möglichkeiten.
8. „Help Me“ Sonny Boy Williamson, 1963
Wir spielten das mit meiner College-Bluesband, den Prime Movers. Allerdings hatte ich damals keine Ahnung, worum es in dem Song ging. Es ist nämlich die Aufforderung an einen Typen, sich sexuell etwas forscher zu verhalten.
9. „Stop Crying“ Sonny Boy Williamson, 1951
Keiner klingt wie er. Der Song ist eigentlich schlicht und bodenständig, aber dahinter lauerte etwas, was in meinen norwegischen Genen nicht existierte.
10. „It’s Too Late, Brother“ Little Walter, 1956
Er warnt einen Burschen: „If we go the next two steps with this, there’s gonna be blood and death.“ Ich war einmal in einer Bar und sah einen Mann mit einem Beret, der wie Walter aussah. Aber ich hatte nicht den Mumm, ihn wirklich anzusprechen.
11. „I’m A Man“ Bo Diddley, 1955
Muddy Waters‘ Version ist fantastisch, aber ich ziehe trotzdem die von Bo vor. Sie hat diese gespenstische Stimmung, dieses gequälte Stöhnen, das einem durch Mark und Bein geht.
12. „No Shoes“ John Lee Hooker, 1960
Mit zwei Worten tischt er eine sensationelle Tatsache auf: „No shoes.“ Das stellt er einfach so in den Raum. Und man glaubt, es fühlen zu können. Und das Gitarrenlick ist ein motherfucker. John Lee Hooker hatte einfach immer dieses unfassbare Selbstvertrauen in seine Musik.
13. „Bright Lights Big City“ Jimmy Reed, 1961
Die Art und Weise, wie er mit einem Gitarrenlick ein Thema vorstellt oder eine Akkordfolge abschließt, erinnert mich ein wenig an eine gute AC/DC-Aufnahme. Und dann die Vocals! Er fiel nie aus seiner Rolle heraus.
14. „All Of Your Love“ Magic Sam, 1967
15. „Looking Good“ Magic Sam, 1982
Dies stammt von dem Album „Live At Ann Arbor And In Chicago“. Auch „All Of Your Love“ klang auf der Bühne sicher noch zehn Mal besser, aber selbst im Studio hat seine Stimme eine ungeheure Präsenz. Bei dem Live-Album spürt man zudem, dass es ein wilder Abend gewesen sein muss. Und der Name ist doch auch wunderschön: Magic Sam.