Ifo-Studie: Zwei Drittel aller Clubs existenzbedroht
Aktuelle Zahlen des Instituts für Wirtschaftsforschung zeichnen düsteres Bild
Ein Blick auf die aktuellen Club- und Konzert-Websites zeigt das Dilemma. Eine Tour nach den anderen muss abgesagt oder verschoben werden. Bei einigen Bands bereits zum vierten oder fünften Mal. Vielerorts ist alles dicht, wieder einmal.
Nun hat das Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) Zahlen zur Situation veröffentlicht. Danach gaben 67.4 aller Betriebe in der Veranstaltungswirtschaft an, in ihrer Existenz bedroht zu sein. Basis dafür bildet eine Umfrage aus dem Dezember 2021. Gegenüber der Erhebung aus dem Juni ’21 verharren die Werte in der düsteren Zone.
Nur im Segment der Reisebüros ist die Stimmung noch schlechter. Hier blicken fast drei Viertel der Betriebe in den Abgrund. Im Einzelhandel dagegen, wo man das schlechte Weihnachtsgeschäft beklagt hatte, sprechen nur 17,1 Prozent von einer stark bedrohlichen Lage. Während in der Gesamtwirtschaft stabile und in manchen Branchen auch klare Aufwärtstrends zu verzeichnen sind, spricht ifo-Umfrageleiter Klaus Wohlrabe davon, dass zwei Drittel aller Veranstalter „immer noch besonders gefährdet“ sind.
Kein Wunder, dass der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV) weiterhin mit Nachdruck fordert, das Zehn-Punkte-Programm umzusetzen, dass der heutige Wirtschaftsminister Robert Habeck im Oktober 2020 vorgelegt hatte. Damals war Habeck allerdings noch in der Opposition, als Vorsitzender der Grünen.
Das Papier enthält ein Bündel an Maßnahmen: Etwa einen monatlichen Zuschuss von mindestens zwei Prozent des letzten Jahresumsatzes für alle bedrohten Unternehmen. Dazu die Einführung eines Existenzgeldes von 1200 Euro für Soloselbstständige, den Ersatz der Kosten für ausgefallene Veranstaltungen, die Besetzung einer zentralen Anlaufstelle für Notfälle sowie – grundsätzlich und dauerhaft – eine „bessere soziale und wirtschaftliche Absicherung für alle Kulturschaffenden“.
Vielerlei Versprechungen, auf deren Umsetzung die Liveszene nun händeringend wartet. Noch besser wäre es allerdings, die Musikbühnen wieder bespielen zu können. Doch solange die Omikron-Zahlen steigen, bleibt das Mantra der örtlichen Pandemie-Verordnungen: „Geschlossen, bis auf weiteres!“