Sade – „Ich liebe Melancholie!“
Zum Comeback verschickte Sade ein offizielles Q&A, lehnte alle Interviewanfragen ab. Mit einer Ausnahme: Dem ROLLING STONE beantwortete Sie exklusiv zehn Fragen per Mail.
Miss Adu, überall auf der Welt sitzen Hunderttausende von Fans, die immer noch Platten wie „Diamond Life“ und „Love Deluxe“ hören, die alten Poster anstarren und sich Sade als geheimnisvolles, wunderbares Wesen vorstellen. Wie finden Sie das?
Ich verbiete es mir selbst, über die Erwartungen der Leute nachzudenken. Vielleicht, weil ich sonst Angst bekomme, sie doch nicht erfüllen zu können.
Woher kam dann die Inspirationfür das Album?
Aus heiterem Himmel. „Long Hard Road“, der erste Song, den ich für die Platte schrieb, fiel mir ganz plötzlich ein, mitten in der Nacht, an meinem Geburtstag. Er kam wie ein verspätetes Geschenk.
Wovon erzählt der Titelsong „Soldier Of Love“?
Vom Überleben. Wie man sich durch die Dunkelheit schleppt, sich aufrappelt, den Staub abklopft und auf dem Schlachtfeld des Lebens vorankommt.
Sehen Sie sich denn selbst als Dichterin?
Ich liebe die Sprache, und oft ist es eine große Herausforderung, die Harmonie zwischen Wörtern und Melodie zu finden. Eine Dichterin bin ich nicht, aber vielleicht behandle ich die Sprache mit ähnlichem Respekt, wie es ein Dichter tun würde.
Ihr Gesang transportiert auch auf „Soldier Of Love“ tiefe Traurigkeit. Hassen Sie dieses Klischee?
Meiner Meinung nach gibt es keine Fröhlichkeit ohne Schwermut, weil der Kummer irgendein Ventil braucht. Den Karneval des Lebens habe ich nie sonderlich genossen: Wenn alle herumhüpfen und mir befehlen, mich zu freuen, fühle ich mich am traurigsten. Also bitte lassen Sie mir meine Melancholie!
Singen Sie jemals, wenn Sie weder auf der Bühne noch im Studio stehen?
Ja, im Auto. Bei hohem Tempo auf der Schnellstraße, mit hochgekurbelten Fenstern. Countrysongs, HipHop oder Latin Music.
Halten Sie sich noch über die aktuelle Popkultur am dem Laufenden?
Glücklicherweise scheine ich ein Magnet für gute Musik zu sein. Die schönsten Lieder finden immer ihren Weg zu mir, über Freunde oder Familie.
Sie haben ja immer den Soul der Fünfziger und Sechziger geliebt. Gab es denn auch in den letzten Jahren Künstler, die sie beeindrucken konnten?
Ich finde, dass Caleb Foliowill (von den Kings Of Leon, Anm. d. Red.) ein großer Soulsänger ist. „Revelry“ habe ich bis zur Erschöpfung gehört. Ich liebe Pink, weil sie eine Kriegerin ist, und das neue Album von Ray Quan – die Rapper sind heute das, was gestern die Soulboys waren. „99 Problems“ von Jay-Z – wie kann man diesen Song nicht mögen? Ich höre so viele unterschiedliche Sachen. Trotzdem greife ich immer wieder zu Ray Charles, Gil Scott-Heron und all den anderen, die ich schon früher geliebt habe.
Welche Ihrer Musikbusiness-Freundschaften hat bisher am längsten gehalten?
Die Band ist, durch alle Höhen und Tiefen, seit 26 Jahren zusammen – komisch, wo ich doch selbst erst 29 bin! Mike Pela hat es sechs Platten lang mit uns ausgehalten – ihn kann nichts mehr umwerfen.
Werden Sie mit dem neuen Album auch wieder auf Tour gehen?
Hell, yeah!