„Ich bereue alles, was ich je getan habe…“
Chuck Klosterman über schlechten Journalismus, gute Kritiken und seinen Glauben an Axl Rose
„Dinge, die ich schreibe, sind oft Dinge, die ich niemals sagen würde.“ – Wenn dieses Zitat stimmt, bereust du dann nicht manches, was du geschrieben hast?
Ich bereue alles, was ich je getan habe. Und ich versuche immer, mich beim Schreiben selbst zu zensieren, aber ich bin darin leider nicht sehr gut.
Du schilderst sehr offen deine Drogen-Erfah- rungen. Keine Angst vor dem „war on drugs“?
Doch! America is fucking crazy.
Ist „Eine zu 85% wahre Geschichte“ ein Buch über die Liebe (zu drei sehr unterschiedlichen Frauen) oder über den Tod?
Über beides. Es handelt von den Beziehungen zwischen Tod, Liebe und Rockmusik. Ich weiß, dass ich nicht der Erste bin, der diese Verbindungen zieht, aber egal – nichts ist wahrer als ein Klischee.
Wann hast du zuletzt deine CDs gezahlt?
Als ich das Buch schrieb, 2003. Da waren es 2233 CDs. Jetzt habe ich wahrscheinlich um die 4000. Bestimmt mehr, als ich brauche. Aber ich kaufe weiter. Ich schätze, ich besitze einfach gern Musik. Wenn ich meine CD-Sammlung anschaue, sehe ich nur die Löcher.
Für deine Bücher hast du Lob von Bret Easton Ellis, Douglas Coupland, Stephen King und David Byrne bekommen. Eine Überraschung?
Es ist ganz seltsam. Dass diese Leute tatsächlich mein Buch lesen. Ich kann mir einfach nicht bildlich vorstellen, wie David Byrne in einem Sessel sitzt und „Fargo Rock City“ durchblättert. Das klingt wie etwas, das in einem besonders langweiligem Theaterstück passiert. Das weicht mir mein Gehirn auf. Andererseits hilft solches Lob natürlich, weil Chefredakteure und Verleger meine Arbeit jetzt ein wenig ernster nehmen.
Du schreibt, Rockjournalismus bestehe nur noch „aus sanfter Kritik, dazu ein paar Fragen & Antworten; niemand erfährt irgendetwas (meistens)“. Keine Hoffnung für den Berufsstand?
Ehrlich gesagt glaube ich, es wird immer schlimmer. Es macht mich nervös, wenn ich mir überlege, wie Journalismus in 25 Jahren aussehen wird. Einer der offensichtlichen Nachteil des Internets ist, dass jeder „Medienvertreter“ werden kann, ohne je Reporter oder Journalist gewesen zu sein, weshalb es so schwer ist, Leute zu finden, die ein vernünftiges Interview führen können. Und ich habe keine Ahnung, wie dieses Problem gelöst werden könnte. Es ist deprimierend. Ich bin jetzt deprimiert.
Hast du noch Wunsch-Interviewpartner?
Wenn es um Lebende geht: Bill Clinton, Bin Laden und Axl Rose. Aus den offensichtlichen Gründen.
Wird es bald ein Guns N‘ Roses-Album geben?
Ich glaube immer noch an Axl Rose. Dieses Album wird existieren, und es wird großartig sein. Diese Realität darf nicht verleugnet werden!