Ian McDonald: Prog-Rock-Legende in New York verstorben
Er gehörte zur Gründungsbesetzung von King Crimson, er experimentierte mit dem Mellotron und schrieb mit Foreigner „Cold as Ice“
Der Lebensweg von Ian McDonald führte aus dem Herzen Londons nach New York City. Er spielte als Kind in einer Militärkapelle der britischen Armee, mit King Crimson gehörte zu den Pionieren des Prog Rock. Nun gab sein Sohn über Facebook bekannt, dass der Grenzgänger „im Kreis seiner Familie“ mit 75 Jahren gestorben ist.
Der Begriff Multi-Instrumentalist wird gerne verwendet. Für McDonald ist er mehr als zutreffend. Neben der Gitarre spielte er allerlei Blasinstrumente wie Saxophon, Flöte, oder Klarinette, auch die Tasten waren sein Freund, mit Cembalo, Klavier, Orgel und Vibraphon. Dass er sich bereits Ende der Sechziger mit dem Mellotron beschäftigte, einer Art Ur-Sampler mit analoger Soundspeicherung, passt zu ihm. Ein Musiker aus Passion, der auf das große Rampenlicht dagegen gerne verzichtete.
Es war Robert Fripp, der ihn im Alter von 22 zur Produktion des legendären Albums „In The Court of the Crimson King“ zu King Crimson holte. Sein vielfältiges, oft avangardistisches Spiel trug zur Herausbildung des Prog-Rock-Genres bei. Bei der Band blieb er jedoch nur kurz. Bereits 1969 stieg er aus. Mit dem King-Crimson-Schlagzeuger Michael Giles gründete er das eigene Duo McDonald & Giles. Er bleib King Crimson allerdings als Session-Musiker verbunden, etwa auf dem Album „Red“ von 1975.
In einem Interview mit dem Magazin „Classic Rock“ aus dem Jahr 2019 zum 50. Jubiläum von „In the Court of the Crimson King“ erzählte er, dass er schon damals sichergehen wollte, „dass meine Musik auch bei wiederholtem Hören Bestand hat und hoffentlich die Zeit überdauert. In dieser Hinsicht bin ich also nicht überrascht, immer wieder darauf angesprochen zu werden. Ich bin sehr zufrieden und fühle mich geehrt. Erstaunlich, dass es schon 50 Jahre her ist.“
Mitte der Siebziger wechselte der Vollblutmusiker in die USA und gehörte 1976 zu den Mitbegründern der britisch-amerikanischen Rockband Foreigner. Auch hier übernahm er wieder diverse Rollen, als Gitarrist, Keyboarder, Saxophonist und Songschreiber für Stadionrock-Hymnen wie „Cold a Ice“, „Feels Like The First Time“, „Hot Blooded“ oder „Double Vision“.
Nach dem Debütalbum von 1977 wirkte Ian McDonald noch bei den Alben „Double Vision“ (1978) und „Head Games“ (1979) mit, bevor er 1980 von Frontmann Mick Jones entlassen wurde. Danach setzte er seinen Fähigkeiten hinter den Kulissen ein, als gefragter Studiomusiker. Das Thema King Crimson sollte ihn jedoch nie mehr loslassen. Zwischen 2002 und 2004 ging McDonald als Teil der 21st Century Schizoid Band auf Tournee und spielte neben anderen ehemaligen Mitgliedern wie Mel Collins und den Giles-Brüdern frühes Material aus den Prog-Rock-Pioniertagen.