Hurricane & Southside: Gespräch über das Volunteer-Projekt 24/5
Beim diesjährigen Hurricane / Southside startet das Projekt 24/5, bei dem man als Volunteer das Festival aktiv mitgestalten kann. Wir sprachen mit Tina Eisberg vom Veranstalter FKP Scorpio über das neue Projekt.
Wie schon im letzten Jahr präsentieren wir wieder das erfolgreiche Festivalpaar Hurricane / Southside in Scheeßel bzw. Neuhausen ob Eck, das diesmal am Wochenende vom 22. bis zum 24. Juni stattfindet. Unsere gesamte Berichterstattung findet man unter www.rollingstone.de/hurricane2012.
Bei kleineren Festivals – und einigen großen – kennt man das Konzept des freiwilligen Mitarbeitens schon länger. Wer sich mit einem Festival verbunden fühlt, die Philosophie oder den Musikgeschmack teilt, in der Nachbarschaft wohnt oder einfach mit schmalem Geldbeutel unterwegs ist, findet zahlreiche Möglichkeiten, dem Openair beizuwohnen und gleichzeitig das Eintrittsgeld zu sparen. In diesem Jahr bietet sich nun auch die Möglichkeit, auf dem Hurricane und dem Southside zu helfen. Wir sprachen mit Tina Eisberg vom Veranstalter FKP Scorpio über das Projekt 24/5. Die Anmeldeinformationen zum Hurricane findet man hier und zum Southside hier.
Ihr startet in diesem Jahr auf dem Hurricane und Southside zum ersten Mal das Projekt 24/5. Bevor wir zur Sache kommen: Was bedeutet eigentlich der Name?
Der Name bedeutet, dass man 24 Stunden Hilfe leistet in den verschiedenen Bereichen der Festivalorganisation, und dabei an 5 Festivaltagen das Festival genießen kann. Die Freiwilligen reisen bereits am Mittwoch an, lernen ihr Team kennen und werden vor Ort vorbereitet auf ihre Aufgaben. Von Donnerstag bis Montag arbeitet man zwischen vier und sechs Stunden am Tag. Der Rest der Zeit ist Festivalzeit.
Wer mitmacht, wird sogenannter Festival-Lotse. Was für Aufgabenbereiche umfasst das genau?
Zwei große Einsatzbereiche sind der Einlassbereich und das Recycling. Am Einlassbereich sollen die Losten vor allem am Donnerstag und Freitag das Kassen/Bänderteam unterstützen. Am Samstag und Sonntag liegt der Schwerpunkt auf den Campingplätzen. Dort werden unsere Lotsen eingesetzt, das Thema Recycling auf dem Festival umzusetzen. Das besteht im wesentlichen daraus, die recyclebaren Wertstoffe gewissenhaft einzusammeln, bevor sie zu Abfall werden. Außerdem sollen die Besucher proaktiv angesprochen werden auf das Thema. Wir haben dieses Jahr einige Neuerungen was dies betrifft. Die Lotsen sollen eine angenehmere Campingatmosphäre schaffen, für sich und die Besucher. Von Besucher zu Besucher sozusagen. Es gibt aber auch einige Positionen im Verkehrsmanagement zu vergeben. Wir suchen Leute die Besucherumfragen machen, die Bar im Lotsencamp organisieren, als Reporter das Projekt dokumentieren in Wort, Bild und Schrift. Und es gibt ein paar Joker, die überall aushelfen, wo sie gebraucht werden.
Bei Projekten dieser Art ist ja schnell das Geschrei groß, man suche bloß billige Arbeitskräfte. Wie entkräftet ihr Vorwürfe dieser Art?
Wir möchten den Besuchern, Anwohnern und interessierten Menschen einfach die Chance geben, ein, oder auch ihr Festival mit zu gestalten. Die Lotsen sind maximal sechs Stunden (aber eher nur vier) im Einsatz. Bleibt noch genügend Zeit, die Atmosphäre zu genießen, das Festival als Gast zu erleben. Mit dem Projekt gehen wir gezielt Bereiche an, die im normalen Festivalbetrieb optimiert werden sollten. Die Warteschlangen an den Kassen / Bänderzelten wollen wir so um einiges verkürzen und nebenbei unseren Umwelt-Fußabdruck verringern mittels unser Recyclingprojekte. Es werden keine bezahlten Kräfte durch ehrenamtliche Helfer ersetzt – die Helfer sind dafür, einen Mehrwert zu schaffen. Jetzt haben die Besucher die Chance, selbst mit anzupacken.
Ich selbst habe oft als Volunteer auf Festivals gearbeitet. Bier verkauft, Einlassbändchen angelegt, Fässer gerollt – und ich habe dabei immer geschätzt, dass man gewisse Vorzüge hatte, wie ein sauberes zentrales Camp mit eigenen Duschen oder eine eigene Bar oder dergleichen. Gibt es sowas bei euch auch für die Lotsen?
Natürlich gibt es das bei uns auch. Die Lotsen sollen ja einen Platz haben, wo sie sich treffen, ihre Erlebnisse austauschen und natürlich auch mal das ein oder andere Erfrischungsgetränk an der Bar trinken können. Das geschieht bei uns im Lotsencamp, dort angegrenzt ist auch ein eigener Campingbereich, den sie von Mittwoch auf Donnerstag nutzen werden. Danach können sie entweder im Lotsencamp bleiben oder ihr Zelt bei ihren Freunden auf dem regulären Campinggelände aufschlagen, wenn sie möchten.
Festivals wie das Roskilde oder – um innerhalb der Landesgrenzen zu bleiben – das Haldern Pop und das Immergut arbeiten seit Jahren mit Volunteers. Gab es ein Festival, das euch zu diesem Schritt inspiriert hat?
Es gibt tatsächlich zahlreiche Festivals, die mit Hilfe von Lotsen gestaltet werden. Ein Beispiel dafür ist unser eigenes Deichbrand Festival, was von Beginn an mit Hilfe von zahlreichen Volunteers aufgebaut wird. Erfahrungen bei unserem schwedischen Festival Hultsfred haben uns dann im letzten Jahr von dem Mehrwert, der durch die Teilnahme von freiwilligen Helfern erreicht werden kann, überzeugt. Das hat uns konkret dazu bewegt, dieses ambitionierte Projekt auch in Deutschland umzusetzen.
Wie sieht euer Wunsch-Lotse aus?
Einen Wunsch-Lotsen gibt es nicht. Wir freuen uns über alt und jung. Mindestens 18 sollte er jedoch sein. Einige Attribute wie Zuverlässigkeit, Teamgeist und Offenheit gegenüber anderen Menschen sind jedoch von Vorteil. Wir haben schon sehr tolle Bewerbungen bekommen. Die Leute geben sich wirklich Mühe und haben offensichtlich verstanden, worum es sich bei diesem Projekt geht.
Wer kann sich bewerben?
Jeder ab 18.
Wann erfährt man, wer dabei ist?
Bis spätestens Ende April haben wir alle Bewerbungen gesichtet. Die Bewerber bekommen dann eine Mail, ob sie als Lotse eingeladen werden, dabei zu sein.
Kann man angeben, wo man eingesetzt wird?
Ja, man kann sein Wunscheinsatzgebiet angeben. Das heißt jedoch nicht, dass man dort auch ausschließlich eingesetzt wird. Einige Bereiche wie der Einlass und das Recycling sind ja sehr groß, andere dagegen eher klein, wie der Bar-Bereich oder das Reporter-Team. Im Recycling muss sowieso jeder einmal eine Schicht machen, spätestens am Montag, wenn wir zum großen Trashmob aufrufen.
Angenommen ich habe Spätschicht am Samstag – und mein Wunschheadliner spielt. Werdet ihr Schichtwünsche berücksichtigen?
Natürlich. Der Lotse kann sich ab Mitte Mai, wenn der Timetable steht, selbst in eine Gruppe mit den dazu gehörigen Schichten eintragen. Auch hier behalten wir uns natürlich Änderungen vor, es heißt aber auch: Wer zu erst kommt, malt zu erst und kann sich damit auch möglicherweise seine Wunsch-Schicht sichern.
Das Projekt wurde auch im Rahmen einer grüneren Ausrichtung angeregt – was passiert auf dem Hurricane noch zum Thema Nachhaltigkeit?
Wir werden das Recycling Projekt so aufstellen, dass sich auch alle anderen Besucher daran beteiligen können. Auf dem Gelände wird es Recyclinginseln geben, welche während des Festivals getrennt entsorgt werden. Jeder Besucher kann bereits vom ersten Tag an dazu beitragen, dass der Campingplatz sauberer wird, in dem er bereits während des Festivals seinen Müllpfand gegen einen prall gefüllten Müllsack zurück erhält. Wir setzen sogar noch einen drauf und bieten während des Festivals an, das Müllpfand in Getränkechips mit einem Wert von zwölf Euro auszuzahlen. Es wird erstmals die Möglichkeit geben, mitgebrachte Dosen abzugeben. Im Gegenzug erhält man einen Pfandbon, den man im Festival-Supermarkt wieder gegen Ware eintauschen kann. Und wir arbeiten daran, einen Bauernmarkt anbieten zu können, bei dem lokale Produkte wie frisches Obst angeboten werden.
Wir danken für das Gespräch! Wer noch Fragen hat, die über diese hinausgehen, kann sich telefonisch unter unter 040-853 88 919 (Mo-Fr.: 15-18 Uhr) informieren.