House Of Lies: die cleversten Abzocker
Kapitalismuskritik in Serie: House Of Lies.
Die Geschichten werden bizarrer, Starregisseure drehen Episoden, Superstars kämpfen um Hauptrollen. Löst die Fernsehserie tatsächlich den Kinofilm als Maß aller Dinge ab? Zwar ist das Ritual des Gemeinsam-Schauens obsolet, doch dem Reiz der Serie verfallen immer mehr Menschen: Sie machen uns süchtig mit ihren komplexen Spannungsbögen, Rätseln und Verzögerungstaktiken. Seriengucker sind Einzelkämpfer, Trüffelschweine in der Bilder-Bonanza. Wir werden in den nächsten Tagen einen Blick auf unsere liebsten Serien werfen. Den Anfang macht Breaking Bad. Alle Infos zum Serien-Special gibt es hier.
Eigentlich hat es fast zu lange gedauert, bis sich endlich eine Fernsehserie dieses Metiers angenommen hat: Welches Geschäft böte sich besser für eine Kapitalismus-Satire an als das der Unternehmensberatung? Wer viel Geld verdienen will, aber die Börse zu stressig findet und das Bankwesen zu dröge, der wird Consultant. Keiner weiß, was genau die machen, aber sie tragen immer die teuersten Anzüge. In der halbstündigen Comedy „House Of Lies“ ist es Marty Kaan (Don Cheadle), der mit seinem Team skrupellos um Aufträge kämpft und alle erdenklichen Tricks anwendet, um möglichst viel Gewinn zu machen. Diesen Halsabschneider mit Don Cheadle zu besetzen, war ein raffinierter Schachzug: Man ist geneigt, dem Mann auch die miesesten Manöver zu verzeihen, weil er so gewitzt ist – immer wieder wird die Handlung mitten in einer Szene eingefroren, der Hauptdarsteller wendet sich mit einer so präzisen wie zynischen Einschätzung der Situation direkt ans Publikum und zieht es so auf seine Seite. Außerdem – so amerikanisch muss es schon sein – hat auch dieser coole Abzocker nebenbei ein paar sympathische Sorgen: Sein Vater weiß alles besser, seine Ex-Frau ist drogenabhängig, sein Sohn renitent. Zum Trost geht Marty gern in Stripclubs und Sternerestaurants.
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Erste Staffel seit 29. November auf AXN.