Hollywood, Hamburg & zurück
Es mag lästig sein, aber wenn's nun einmal unumgänglich ist, jettet selbst ein ROD STEWART für einen Kurzbesuch in die Niederungen der PR ein.
Mann, ist der schwierig – der Kollege von der „BamS“ kommt wie ein geprügelter Hund aus dem Salon des Hamburger „Vier Jahreszeiten“, in dem „Roddy“ die bundesdeutsche Presse zum Plausch empfängt. Die alternde Diva habe kaum eine vernünftige Antwort gegeben, sei schlecht drauf und unerträglich, beschwert sich der nun seinerseits vergrätzte Journalist. In der Nähe sitzt Rods in Tigerhosen gezwängte Liebste und wartet auf den Fahrer, der sie zum Bummel in die Stadt bringen solldoch weder sie noch die hübsch ergraute Iris Berben, die jetzt lächelnd an uns vorbeiläuft (Promis! High Society!), können den Kollegen besänfügea , frag ihn nach dem deutschen Tee“, rät er mir zur Vorbereitung, „den findet er widerlich.“ „Frag ihn nur nach,H«»«fln‘, dem neuen Album“, rät mir die Promoterin mit flehendem Blick, „nur darüber will er reden.“ Also gut..
Setzt man sich, wenn man Rod Stewart ist, im Vorfeld hin und überlegt sich ein Layout für eine neue Platte oder macht man im Studio einlach draul los?
Allzu viel geplant wird eigentlich nicht – wir hatten uns lediglich vorgenommen, nach dem white foy-Rock’n’Roll der letzten Platte ein modernes, entspanntes R&B-Album aufzunehmen und ein wenig von dem alten Soul- und Motown-Flair einzufangen. Ich denke, das ist uns ganz gut gelungen.
Inwiefern bist du an der Umset- zung neuer Alben noch beteiligt?
Ich hab dieses Mal alle Verantwortlichkeiten an einen meiner Produzenten übertragen. Beim letzten Mal habe ich selbst produziert und bin dabei zehn Jahre gealtert – man muss sich ja um jeden Scheiß kümmern! Diesmal war jemand anderes dran.
Du kommst also praktisch nur noch zum Singen ins Studio?
Nein, nein. Ich habe volle Kontrolle über die Auswahl der Songs, die mir mein Produzent zusammenstellt und segne sie natürlich vorher ab. Ich bin heilfroh über diese Arbeitsteilung, denn es dauert mir viel zu lange, ein Album aufzunehmen. Früher mit den Faces oder mit JefFBeck sind wir einfach ins Studio gegangen und haben die Platten in zwei Tagen aufgenommen. Heutzutage braucht das ja oft genug sieben Jahre!
Bei einem Track auf deinem letzten Album hast du ein sehr intimes, spirituelles Lied gesungen. Verraten solche Inhalte, auch wenn sie das Werk eines Auftragsschreibers sind, etwas über dich persönlich?
Nicht unbedingt. Ich kann mich prima einfühlen. Ich erinnere mich auch genau an das Lied, von dem du sprichst- eine Bitte an den Herrn… wie war denn noch der Titel…?
Ist es nicht heikel, etwas zu singen, das gar nicht aus deiner Seele…
(Unterbricht) Alles was ich singe, kommt aus meiner Seele. Anders kann ich gar nicht singen. Es ist ein Schauspiel, ich bin ein Darsteller, der in eine Rolle schlüpft und in das jeweilige Lied eintaucht. Glücklicherweise kann ich das sehr gut.
Aber wie hieß denn bloß dieses Lied..? Fühlt man sich als Musiker nicht beschnitten, wenn man immer nur die Kreationen anderer Leute singt?
Nein. Ich verstehe mich als Entertainer, der seine ganze Verletzbarkeit in ein Lied legt Nimm doch etwa die Dylan-Songs, die ich im Lauf der Jahre gecovert habe; die konnte ich immer verbessern.
Nur um sicher zu gehen: Hast du „bettered“ oder „battered“ (verunstaltet) gesagt?
(Irritiert) Nun, ich meine doch, dass ich diese Lieder… zumindest zugänglicher machen konnte. Ich würde ja nun niemals „Blowing In The Wind“ singen – solche Songs sind zu stark im Original. Es könnte ja auch niemand „Maggie May“ etwas hinzufügen.
Es scheint fast so, als brauchte der Kulturbetrieb immer noch die alten Herren, um überhaupt Glanzlichter vorweisen zu können. Steuern wir auf ein Popstar-Vakuum zu?
Mag sein; ich habe jedenfalls schon lange keine Stimme mehr gehört, die auch in 20 Jahren noch eine Rolle spielen wird. AU dieses jungen Musiker haben ja gar keine richtige Ausbildung als Entertainer genossen. Ich will ja hier nicht klingen wie ein alter Sack.» Nein, nein. …aber bevor ich überhaupt ein Studio betreten habe, hatte ich schon sechs Jahre lang wie ein Wahnsinniger kreuz und quer auf den Britischen Inseln gespielt. Wenn du nicht durch diese Schule gehst, sind deine Tage als Popstar praktisch schon gezählt