Hits en masse verspricht die „ROCKFILE“ – Serie, die nun ihr digitales Comeback feiert
Totgeglaubte leben halt doch ein bißchen länger. Vor allem, wenn sie nur in den Archiven „schlummern“. Fast sechs Jahre nach ihrem vorläufigen Ende feiert die „Rockfile“-Serie nun Wiederauferstehung – irgendwann, so Line Music-Chef Uwe Tessnow, dem diese umfangreiche Anthologie zu verdanken ist, sollen etwa 300 CDs den guten, alten Plattenspieler endgültig obsolet machen.
50 „Rockfile“-CDs mit Surf-, Soul-, Novelty- und R&B-Hits der 50er und 60er Jahre wurden zwar zwischen ’89 und ’91 veröffentlicht. Doch da ein europäisches Recht bezüglich der Schutzfristen immer noch nicht auf dem Tisch lag, war Uwe Tessnows „Goodwill-Stimmung erst mal am Ende“: Line diente nämlich mit seiner Ausgrabungsarbeit plötzlich als ein unfreiwilliger „Zulieferer für Bootlegger“, die mit Billig-Koppelungen für DM 3,95 aus Italien oder Dänemark die Makro-Märkte der Republik überschwemmten.
Inzwischen hat man sich europaweit auf eine Schutzfrist von 50 Jahren geeinigt. Dafür hakte die Neuauflage der ersten „Rockfile“-Serie an anderer Stelle: Einige Titel wurden von den Künstlern nun nicht mehr freigegeben, so von Ray Charles und Paul Anka, die von einem großen, letzten Deal träumen.
„Etwa zehn Prozent“ der Originalvorlagen durfte man nach der Schätzung Tessnows daher austauschen bzw. mit neuen Titeln bestücken. Kein Problem, zumal die Bandbreite der Kopplungen inzwischen auf die US-Top 100 ausgeweitet wurde. Bei Auswahl und Zusammenstellung der CDs aber regiert Genosse Zufall. „Volume 55“ etwa präsentiert The Platters neben Fats Domino, den kantigen Bo Diddley neben dem schmierigen Fabian, The Trashmen neben Brook Benton.
Wer „bunt würfelt“, so Tessnows Argumentation, bekomme automatisch einen „gewissen Spannungsbogen“ hinein. Außerdem werde ihm heute in der Regel „schlecht, wenn ich mir ein ganzes Bill-Haley Album anhören soll“. Was sich aber nicht nur auf den Repertoirewert, sondern auch auf die Klangqualität bezieht Alle Kandidaten für die „Rockfile“-CDs werden deshalb mit dem sogenannten „Super Precision Line Mastering“-System (SPLM) nicht nur entrauscht und entknistert, sondern auch klanglich optimiert. Während CD-Sozialisierte die Klangkur kaum interessieren dürfte, schüttelt es den authentizitätsvernarrten Puristen darob doch ganz heftig. Was Tessnow, inzwischen längst in Klassik-Restaurationen firm, „ziemlich egal“ ist. Den Original-Sound könne man ja „ohnehin nicht rekreieren“; und wenn man die Hilfemittel habe, die bei alten Motown-Aufnahmen „den Mulm aus der Mitte“ rausnähmen und eine Anpassung an „heutige Hörgewohnheiten“ gewährleisteten, müsse man die auch nutzen. Schließlich habe sogar „Mozart Stereo gehört“.