Historiker Colin Maclntyre über die MULL HISTORICAL SOCIETY und andere Randexistenzen
„Ich hab eine so armselige Plattensammlung. Ich kaufe immer nur Compilations“, sagt Colin Maclntyre, Songschreiber, Leadsänger, Gitarrist und eigentlich auch einziges Mitglied der Mull Historical Society. Und genau so hört sich sein Debüt-Album „Loss“ auch an. Man hat das Gefühl, eine Zusammenstellung der besten Momente des Britpop der letzten Jahre zu hören. Großartige Melodien, Hooklines, Chöre und jede Menge Hits. Es kommt einem so vor, als stehe der Schotte Maclntyre irgendwo an der Grenze des Popkönigreiches – alles ganz genau beobachtend. Von dort schreibt er seine eigene Geschichte des Britpop, unsentimental und doch ergreifend. „Vielleicht liegt es daran, dass wir Schotten geographisch und politisch immer ein bisschen an den Rand gedrängt wurden und daher versuchen, durch besonders eingängige Melodien auf uns aufmerksam zu machen. Man denke an die Pearlfishers oder Teenage Fanclub.“ Wie bei seinen Landsleuten stehen bei Maclntyre nicht Persönlichkeiten, sondern Songs im Vordergrund. Er selbst möchte dahinter verschwinden und wählte daher den Moniker Mull Historical Society. Kein Personenkult, auf dem „Loss“-Cover blickt einen ein Zierhündchen treudoof an. Schafe bevölkern das Booklet.
Das ganze Interesse gehört also den Songs, und davon hat Maclntyre eine Menge: Er hat in den letzten Jahren etwa 300 geschrieben. Wie chaotisch es dabei zugegangen sein muss, kann man an den Songskizzen im „Loss“-Booklet von ablesen. „Mir fallen meist erst die Titel ein und darum schreibe ich die Songs und weiß dann auch, wie das klingen soll. Nimm zum Beispiel den Song ,Animal Cannabus‘, ich wollte einen eingängigen Popsong mit diesem etwas umständlichen Titel auf dem Album haben.“
Obwohl schon so viele Songs geschrieben waren, findet sich kaum einer von ihnen auf „Loss“:“Alte Stücke interessieren mich nicht, ich hab die Sachen fürs Album fast alle im Studio geschrieben und hab das Gefühl, dass meine Songs immer besser werden. Die neuesten Songs sind für mich immer die besten. Vfan daher wäre 3est Of Mull Historical Society‘ eigentlich auch ein guter Titel für das Album gewesen…“