Herzblut tropft
Martin Dean aus Berlin singt Nachtclub-Musik mit Respekt
Es geht um Hingabe und Leidenschaft, wie immer bei der besseren Musik. Martin Dean sagt es ganz präzise in drei Worten. Es geht um „love, love, love“. Die alten Themen also, und das sind auch die ewigen, denen man so am besten mit dem nötigen Stilbewußtsein begegnet.
Der gepflegte Anzug ist deswegen für den Sänger schon einmal Pflicht, und an Respekt vor den Leistungen der klassischen Crooner fehlt es bestimmt nicht. Auch wenn es in den Songs manchmal sacht elektronisch pluckert: In ihrer Seele klingt die Musik von Martin Dean so, als würde Frank Sinatra Marvin Gaye einen Drink spendieren. In einer Rock’n’Roll-Kaschemme. Weil der Absturz am Ende der Nacht doch auch noch dazu gehört, solange man nur weiß, daß es stets einen guten Grund gibt, wieder auf die Füße zu kommen.
Der Mann, der sich Martin Dean nennt, weiß selbst am besten, daß der gepflegte Rock’n’Roll immer noch Leben retten kann: „Wenn ich nicht Musik machen würde, wäre ich schon tot.“ Abgesoffen in Ulm. Bis er im neuen Jahrtausend plötzlich in den Berliner Bars auftauchte, auf deren Bühnen mit Haltung und Herzblut an der zeitlosen Eleganz gearbeitet wurde, die jetzt als Album mit dem vielsagenden Titel „The Best Of Martin Dean „vorliegt. Ein Debüt, das gleich noch eine weitere Auferstehung markiert. Nämlich für das Berliner Label Monogam, auf dem Anfang der 80er New-Wave-Bands wie Mania D. und Kosmonautentraum erschienen, vor allem die allererste Single der Einstürzenden Neubauten.
Die Neubauten-Familie steht auch dem Dean-Projekt mehr als nur wohlwollend zur Seite. Alex Hacke half im Studio, Neubauten-Gitarrist Jochen Arbeit zählt zur festen Bandbesetzung. Was nun wirkliche Wertschätzung ist: die einstigen Bilderstürmer in einer neuen Mission als die Bewahrer des gepflegten Liedguts.