Herz ist Trumpf
The (International) Noise Conspiracy über die eigene kleine Revolution
Natürlich ist The (International) Noise Conspiracy eine Sixties-begeisterte, vom Punk beseelte Rock’n’Roll-Band, die unterhalten will, doch sich nur den Klischees von Wein, Weib und Gesang hinzugeben, ist Frontman Dennis Lyxzen und den Seinen zu wenig. Politik greifbar zu machen und die kommunistische Weltrevolution ins Rollen zu bringen, das ist ihr Ziel. Doch nach den Ereignissen des 11. September geriet das politische Weltbild der Schweden ins Wanken, und nach endlosen Konzertreisen stand das Quintett Ende 2002 kurz vor dem Aus.
Keyboarderin Sara Almgren verließ nicht nur die Band, sondern auch ihren Lebensgefährten Lyxzen – Inspiration für sein feines Lost Patrol-Album „Songs About Running Away“. „Die Soloplatte half mir, meine Perspektive zu ändern und über Politik aus einem persönlicheren Blickwinkel zu schreiben. Mir wurde klar, dass nichts selbstverständlich ist und man für Beziehungen, Freunde und Familie genauso kämpfen muss wie für seine Überzeugungen“, sagt Lyxzen rückblickend. Eine Sichtweise, die auch auf das neue T(I)NC-Album „Armed Love“ abfärbt. „Die Noise Conspiracy wollte immer eine intellektuelle Band sein, um zu kaschieren, dass wir nie auf der Universität waren und aus der Arbeiterklasse kommen. Jetzt mussten wir uns nur umschauen, was in der Welt vorging, um zu wissen: Das ist nicht die Zeit, um smart und kopflastig zu sein. Das neue Album kommt von Herzen.“
Dass es auch musikalisch das überzeugendste T(I)NC-Werk geworden ist, verdankt die Band Rick Rubin. „Wir hätten ihn nicht mal auf die Liste potenzieller Produzenten gesetzt, denn er ist einfach… Rick Rubin! Wir konnten nicht verstehen, warum er zwischen Chili Peppers und Weezer mit einer kleinen schwedischen Punkband zusammenarbeiten wollte.“ Rubin war es auch, der zwei Legenden einlud, um Almgren an den Keyboards zu ersetzen: Billy Preston und Benmont Tench. „Das war Musikgeschichte! Der Einzige, der das nächstes Mal noch toppen könnte, wäre Jon Lord von Deep Purple…“