Netflix wollte „Herr der Ringe“ marvelisieren – Tolkien-Erben senkten den Daumen
Tolkiens Erben gaben Amazon Prime Video den Zuschlag, daraus wurde schließlich „Die Ringe der Macht“. Jetzt gibt es mehr Details zu den Plänen der Konkurrenz.
„Der Herr Der Ringe – Die Ringe der Macht“ ist die teuerste Serie aller Zeiten. Dass Amazons Streamingsdienst Prime Video den Zuschlag für die Serie erhielt, war aber keineswegs ausgemacht. Zwar war Jeff Bezos, Amazon-Chef und zweitreichster Mensch der Welt, bereit, Unsummen in das Projekt zu investieren. Aber die Entscheidung über die Rechte lag immer noch bei J. R. R. Tolkiens Erben. Jetzt sind neue Details über die Ideen der Konkurrenz bekanntgeworden.
Wie der „Hollywood Reporter“ berichtet, kam das höchste Angebot im Rennen mit 250 Millionen Dollar nicht von Amazon, sondern von Netflix. Amazon lag schlappe zehn Millionen darunter. Statt dem Prequel-Ansatz von „Die Ringe der Macht“ wollte Netflix offenbar ein ganzes Fernseh-Universum erschaffen, zum Beispiel mit Serien über Gandalf und Aragorn. Damit stießen sie aber nicht gerade auf Gegenliebe: „Sie haben den Marvel-Ansatz genommen“, sagte ein Insider, „und die Erben sind darüber vollkommen ausgeflippt“.
HBO wollte dagegen die Geschichte des „Dritten Zeitalters“ von Mittelerde neu erzählen – also die Zeit, in der die „Herr der Ringe“-Romane spielen. Das wäre wohl auf ein Serien-Remake der Filmtrilogie von Peter Jackson hinausgelaufen. Noch einmal die gleiche Geschichte zu erzählen, war den Erben wohl nicht interessant genug. Zwar war das Verhältnis der Familie zu Jacksons Filmen nicht das beste – vor allem Tolkiens Sohn Christopher fand, dass sie das Werk seines Vaters verschandelten. Aber nach Christophers Tod 2020 hat eine neue Generation Mitsprache bekommen, die wohl weniger Berührungsängste mit Adaptionen hat.
Zuschlag für die Außenseiter-Kandidaten
Für Amazon zahlte es sich offenbar aus, auf eher unbekannte Namen zu setzen, die aber den richtigen Riecher hatten. Die Showrunner J.D. Payne und Patrick McKay hatten vorher nur an nicht verfilmten Drehbüchern gearbeitet. „Die Leute, gegen die wir antraten, hatten Lebensläufe, die auf dem Papier besser zum Auftrag passten“, sagte McKay dem „Hollywood Reporter. „Wir waren die Außenseiter-Kandidaten“.
In dem Interview weist er auch den Vorwurf zurück, dass es den Serienschöpfern nur ums Geld gehe. „Der zynische Standpunkt, nach dem das nur Geldmacherei ist, das ist am Schwersten zu hören“, sagte McKay. „Oh mein Gott, es ist das Gegenteil. Das hier ist die ehrlichste Produktion. Es ist für niemanden nur ein Job, den man für Geld macht. Das ist ein Werk, hinter dem viel Liebe steckt.“