Darum geht es in Herbert Grönemeyers neuem Song „Urverlust“

Der große deutsche Sänger hat sein vielleicht ungewöhnlichstes Liebeslied herausgebracht.

Die Weihnachtszeit ist die Zeit der Liebe. Das leuchtet wohl noch jedem Berufszyniker ein. Doch wie das so ist mit der Liebe, gehorcht sie keinen gesellschaftlichen Konventionen. Und so sehr es die Menschen auch zusammenbringt, gemeinsam unter dem geschmückten Tannenbaum zu singen, werden auch die gemeinsamen Brüche an den Festtagen oft sichtbarer. Viele Trennungen nehmen hier ihren Anfang oder werden rund um Weihnachten beschlossen.

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Vielleicht ist Herbert Grönemeyers neuer Song „Urverlust“ in diesen Tagen deshalb genau richtig platziert. Er erschien am vergangenen Freitag (16. Dezember) als weiterer Vorbote für das neue Album „Das ist los“ (erscheint am 24. März 2023, weiterer Song daraus: „Deine Hand“). Es handelt sich dabei um ein Liebeslied, weil es eben um die Liebe geht – aber eben vor allem darum, wie sie zerbricht.

„Tausend Stunden, du bist in mir nie verklungen/ Dein Bild ist eine nicht heilende Wunde“, singt Grönemeyer und erinnert mit den dazu angerissenen Synthie-Klängen etwas an New-Wave-Herzschmerz der 80er. „Ich hab‘ dein Herz auf links gedreht/ Und du fielst mir aus den Händen/ Wir hab’n dann leer zusamm’ngelebt/ Und sind so bitter geendet“, geht es weiter. Eine Beziehung, vielleicht eine längere, die auseinanderfällt. Weil die Liebe abhanden gekommen ist. Oder man sich aus unerfindlichen Gründen Schmerz zufügte.

Trost auch im nicht enden wollenden Schmerz

Doch so wie nach zwei Minuten ein tröstlicher Beat ins schiefwinklige Klangbild tritt, will Grönemeyer nicht den Schrecken solcher manchmal hässlicher, meist aber unendlich ohnmächtiger Momente skizzieren. Ihm geht es mit dem Song vielmehr auch um das Erhabene, die Klarsicht hinter diesem Scheitern. Dass ein Mensch eben manchmal ein Leben lang einen Schmerz auszulösen vermag, der aber eben auch viel erzählt, viel von dem beleuchtet, was man zuvor vielleicht nur im Dunkeln erlebte. Der eine Verlust, der wirklich wiegt, weil zuvor alles an Kraft und Liebe hineingegeben wurde.

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Grönemeyer weiter: Es warst nur du, immer du/ Unerreicht, so klug/ Von Kopf bis Fuß aus einem Guss/ Bleibst du mein Urverlust.“ Und womöglich bleibt neben einer klaffenden Wunde auch eine sehr lange Zeit Wehmut übrig, wie das von einem Saxophon umschmiegte Outro andeutet: „Wir zwei waren einfach/Einfach so gut/ Wir waren einfach, einfach gut/ So gut/ So-di-de, oh/ So-del-de-di-de/ War’n einfach gut/ So gut.“

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Und wenn man den Blick ein wenig weitet, dann kann diese sanftweise Sicht auf die Krise auch auf andere Bereiche des Lebens gerichtet werden…

„Urverlust“ wurde einmal mehr von Alex Silva produziert, zu einem Teil in Berlin, zum anderen in den Londoner Abbey Road Studios aufgenommen. Phil Todd spielte das Saxophonsolo ein, mit dem der Song endet. Er war schon auf Platten von Joni Mitchell, Roxy Music und Phil Collins zu hören.

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