Helden zum Mitnehmen

Wie kommt man auf Punkrock, wenn man spät dran ist? Die tollen Berliner Beatsteaks erklären ihre alten und neuen Energie-Quellen

Den Beatsteaks hätte kaum einer zugetraut, eine Top-Ten-Band zu werden, denn es ist ein gefährlicher Ort, an dem sie wohnen: jugendlich, angeprollt. lustig und hart. Alles Ideale, aus denen man leicht rauswächst, falls sie sich nicht eh widersprechen. Dass sie aus Berlin kommen und alles andere als Hardcore-Nacken sind, weicht die neue Platte „limbo niessiah“ allerdings kaum auf – die Beatsteaks werden noch besser, die beste harte Gitarrenband in Deutschland sowieso. Wer und was ihnen die Werte vorlebt, das verraten uns Sänger Arnim Teutoburg-Weiß, Gitarrist Peter Baumann und Schlagzeuger Thomas Götz.

THE CLASH

Arnim Teutoburg-Weiß: Wenn wir uns auf eine Punkband einigen müssten, wären es The Clash. Weil die so vielseitig und neugierig waren, und danach streben wir auch. Nach jeder Platte wird gesagt: ,Aber die nächste müssen wir irgendwie anders machen! Haben wir denn schon mal das und das gemacht…?‘ Thomas Götz: Ein Freund hat mich mal zu einem Joe-Strummer-Interview mitgenommen. Das war ein total höflicher Mensch – der Kellnerin, die ihm das Mineralwasser gebracht hat, ist er entgegengehechtet, um die Stühle aus dem Weg zu räumen. Er hat viel von seiner Radiosendung gesprochen, von Weltmusik. Davon, dass Musik eben nicht nur Punkrock ist.

SPIKE JONZE

Arnim Teutoburg-Weiß: Leider gibt es heute ja nicht mehr so viele gute Beispiele dafür wie früher, aber Musikvideos fand ich immer exrem inspirierend. Gerade in den Neunzigern, mit Chris Cunningham und ganz besonders Spike Jonze. Das war immer so: „Hast du das neue Spike-Jonze-Video von den Beastie Boys gesehen?“ – „Nö. aber hast du schon das neue Madonna-‚Frozen‘-Video von Cunningham gesehen?“ Da kam’s nicht auf die Musik an, sondern darauf, welche Bilder und Ideen die sich um die Ohren gehauen haben – das war absolut aufregend. Schade, dass die Zeit dieser großen Videos vorbei ist. Im deutschen Musikfernsehen laufen tagsüber halt komische Serien… videomäßig steht es hier gerade ein bisschen still.

RAGE AGAINST THE MACHINE

Arnim Teutoburg-Weiß: Ich schaue auf Tour pausenlos DVDs, die ganze obere Lounge im Bus gehört mir. Vor dem Gig, zum Warmsingen, lasse ich am liebsten Rage Against The Machine laufen, live in Mexico City. Weil mich das an früher erinnert. Ich habe immer alle ‚Rockpalast‘-Sachen aufgenommen, „MTV Most Wanted“, Faith No More bei Ray Cokes und so weiter. Weil im Osten am Anfang nicht richtig viel los war. Konzerte inspirieren mich extrem. Thomas Götz: Ich mag am liebsten die DVD von den Flaming Lips und „Be Here To Love Me“, den Film über Townes Van Zandt.

SEEED

Peter Baumann: Von allen Bands, mit denen wir in letzter Zeit zusammen gespielt haben, haben uns Seeed am meisten beeindruckt. Eine Hammer-Liveband. Ich stand direkt neben ihnen auf der Bühne… was die machen, ist brillant. Arnim Teutoburg-Weiß: Das kommt ja selten vor, dass wir zu fünft nebeneinanderstehen und ’ne Band angucken. Ich kann mich sonst nur ans Sziget-Festival erinnern, wo wir die Hives gesehen haben – da hatte ich nicht das Gefühl, ich guck jetzt gerade die Hives, sondern die Beatsteaks gucken die Hives! Ob wir mit Seeed mal was gemeinsam machen würden? Demba von Seeed hat schon für uns gesungen, und die Wege kreuzen sich immer wieder. Irgendwann machen wir mal wat Geilet.’Aber die kommen halt immer raus, wenn wir gerade fertig sind. Wir kommen immer mit so Bands wie Oomph!…!

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