Heiß aus den USA: Große Serienstarts („The Crazy Ones“) und kleine Schocks („Homeland“)
Viele aktuelle Serien kann man jetzt direkt nach der US-Ausstrahlung auf diversen Plattformen kaufen. Bei welchen lohnt es sich? Birgit Fuß schaut sich um.
So langsam haben es die amerikanischen Fernsehsender begriffen: Überall auf der Welt sitzen Menschen, die ihre Lieblingsserien gleich nach der Erstausstrahlung sehen wollen. Warum sie ihnen nicht sofort legal zur Verfügung stellen, bevor sie auf dubiosen Wegen runtergeladen werden? „Hot from the US“ nennt Fox seine Strategie – einen Tag nach den USA kann man via iTunes, Videoload oder Maxdome die neuesten Serien mit oder ohne Untertitel kaufen.
In dieser Saison wird das ein teurer Spaß, weil gleich so viele Favoriten mit neuen Staffeln starten: Seit Mitte September laufen „Sons Of Anarchy“ und „New Girl“, auch „Modern Family“ und „How I Met Your Mother“ sind wieder da. Und vor ein paar Tagen begann endlich die dritte Staffel von „Homeland“ – mit einem Schock: In der gesamten ersten Folge kein Nicholas Brody! Dafür war Carrie Matthisons Unterlippe am Dauer-Zittern, Saul Berenson scheint mit der CIA-Leitung überfordert, und Brodys Familie hat auch viele Päckchen zu tragen. Wie soll man all das, die Spannung und die Ungerechtigkeiten jetzt wochenlang aushalten? Wir werden es herausfinden, mit Vergnügen.
Auch ein paar neue Serien gehen ins Rennen, darunter die Horror-Klamotte „Sleepy Hollow“ und die Haudrauf-Komödie „Dads“. Am vielversprechendsten scheint „The Crazy Ones“ zu sein, die erste Serie, in der Robin Williams seit „Mork vom Ork“ (1978 bis 1982) eine Hauptrolle spielt – als Simon Roberts, erratischer Chef einer Werbeagentur in Chicago, an der auch seine kaum weniger komische Tochter beteiligt ist. Die ist manchmal von den Spinnereien ihres Dads genervt, bewundert ihn aber doch. In eher gemütlichen Bildern begleitet die Kamera die beiden durch fiese Verhandlungen, bei denen um die Gunst von McDonalds (Firmen wollte man wohl nicht auch noch erfinden) gerungen wird, während es im Grunde immer ums Ganze geht: Jeder Auftrag könnte der letzte sein, die Branche ist gnadenlos, und dann muss man sich auch noch mit Kelly Clarkson herumschlagen. Roberts ist allerdings so genial, dass ihn das alles wenig kümmert. Seine Tochter Sydney spielt Sarah Michelle Gellar („Buffy“), die sich redlich bemüht, von Williams nicht immer überstrahlt zu werden. Nur wie soll man gegen einen Mann ankommen, der nur ein trauriges Grinsen aufsetzen muss – und schon bekommt man unfreiwillig feuchte Augen? Williams gefällt seine Rolle sichtlich, er beschreibt Roberts als „Typen, der Gott Wolken verkaufen könnte“.
Es kann gut sein, dass die Serienfiguren im Laufe der ersten Staffel noch schrulliger werden. Erfunden hat sie schließlich David E. Kelley, der Macher von „Ally McBeal“ und „Boston Legal“. Der Meister der Idiosynkrasien hat garantiert noch ein paar Überraschungen in der Hinterhand. Wir bleiben dran.