Heino: Eilfertige Zensur oder berechtigte Maßnahme?
Konzert auf „Hanselmann's Wiesn" in der Bankerstadt Zürich steht auf der Kippe
Der im Jahre 1938 im rheinischen Düsseldorf geborene Heinz Georg Kramm ist eigentlich nicht als Krawallbruder bekannt. Der Mann, der sich seit den 1960er-Jahren Heino nennt und eine Ausbildung zum Bäcker-Gesellen abgeschlossen hat, ist mit seinen Heimatliedern über die Jahrzehnte zum Inbegriff des deutschen Schlagerwesens geworden. Anfang der 1980er lieferte er sich amüsante Kleinkriege gegen den Berliner Punk-Darsteller „Der Wahre Heino“.
Nun, im Alter von 84, Jahren hat Heino eine Diskussion unter Zuschauern und Showbiz-Profis entzündet. Auf die Frage von Moderator Matthias Killing vom SAT1-Frühstücksfernsehen, was er denn von gendergerechter Sprache halte, antwortete er seltsam entrückt: „
Denen haben sie ins Gehirn geschissen so wie wir im Rheinland sagen. Ich steh’ da überhaupt gar nicht zu. Ich werd’ weiter von der schwarzen Haselnuss singen, ich werd’ weiter ‚Lustig ist das Zigeunerleben‘ singen. Da lass ich mich von keinem Menschen abbringen. Das ist ein Stück Kulturgut. Das habe ich in den Sechzigerjahren, in der Blütezeit des Beats, wieder populär gemacht. Und das soll auch so bleiben, wie es ist.“
Soweit, so bereits gemeldet.
Nun steht einer seiner künftigen Live-Shows auf der Kippe.
Es geht dabei um den Schweizer Partyveranstalter Reto Hanselmann. Dieser hat den Sänger mit der tiefen Stimme für die Veranstaltung „Hanselmann’s Wiesn“ am 12. Oktober in Zürich. gebucht.
Gegenüber dem Schweizer Boulevadblatte „Blick“ sagte Hanselmann nun:
„Ich teile die Aussagen von Heino in keiner Art und Weise. Unsere Partys stehen allen Menschen offen, ich setze auf Respekt und Toleranz. Das ist die Botschaft, die mir wichtig ist.“ Und droht mit einer Auflösung des Vertrags: „Wir stehen aktuell in Kontakt mit seinem Management. Ein definitiver Entscheid ist noch nicht gefallen.“
Heino-Manager Helmut Werner hat inzwischen ein Statement dazu gegeben:
„Grundsätzlich ist es so: Ich wüsste nicht, inwieweit man Heino vorwerfen könnte, dass er sich sexistisch oder rassistisch geäußert haben soll. Wenn ich mir Kommentare durchlese, in denen er als ‚alter, weißer Mann‘ tituliert wird, das ist für mich an Altersdiskriminierung nicht zu überbieten. Es ist ein ganz kleiner, armseliger Haufen, der so denkt. Heino, mit fast 85, lässt sich nicht in seine Sprache hereinreden. Er ist, wie er ist. Und da ist nichts Verwerfliches dabei. Er ist ein deutscher Sänger und kein Politiker“, sagte er in der Kölner Boulevardzeitung „Express“.
Werner erklärt weiter: „Dass es rassistisch sein soll, wenn Heino singt ‚Lustig ist das Zigeunerleben‘, da muss man auch mal wissen, dass Heino mit vielen Sintis und Romas befreundet ist. Sie sagen alle, dass sie stolz darauf sind. Heino singt hier von ihrer Kultur. Sie sehen hier kein Schimpfwort. Das Schimpfwort sehen nur die Leute, die die Welt verbessern wollen und die sich über irgendwelche Wörter aufregen möchten …“