Heimweh nach N’Awlinz
Mit seinem Spätwerk kehrt Dr. John noch einmal in die Stadt und zur Musik des Mardi Gras zurück
Jeder kenne den Doktor, vermutete Robbie Robertson beim Abschieds-Konzert von The Band, 1976. Eine Übertreibung, gewiss. Aber seine ureigene, bisweilen ziemlich wilde Mischung aus psychedelischem Rock, R&B, Jazz, Blues und New-Orleans-Soul zeichnete Malcolm John Rebenack alias Dr. John bereits seit „Gris Gris“ aus, dem eigenwillig-großartigen Debüt im Jahre 1968. Die ultimative Hommage an den für ihn so inspirierenden Ort zwischen Mardi Gras und Voodoo-Zauber erscheint aber erst jetzt.
„N’Awlinz-Dis Dat Or D’Udda“ lautet der lautmalerische, slangverliebte
Titel des Werkes, mit dem Rebenack den Legenden seiner Heimatstadt New Orleans wie Cousin Joe Pleasant oder Kid Ory Tribut zollt. Zusammen mit Produzent Stewart Levine (mit dem er schon 1992 auf „Goin’Back To New Orleans“ kollaborierte) arbeitete sich der fast 64-jährige Pianist und Sänger durch Hunderte von Songs und Arrangements.
Ein Aufwand, den man der Platte, die sich bisweilen anhört wie ein musikalischer Reiseführer, auch anmerkt Anders als viele Dr.-John-Werke der jüngeren Vergangenheit, die allzu oft einem Flickenteppich glichen, klingt ^“N’Awlinz“ wie aus einem Guss, obwohl sich die Aufnahmen über mehrere Monate erstreckten und Dutzende von Musikern Parts beisteuerten. „In New Orleans habe ich nie das Gefühl, ein Risiko einzugehen, wenn ich mit neuen Leuten zusammenarbeite“, erklärt Rebenack das besondere Flair des Big Easy. „Wir haben mit genau den Musikern aufgenommen, die uns zur Verfügung standen. Make do sagt man bei uns dazu.“
Mit Randy Newman, B. B. King und Willie Nelson als Duettpartner und Gastauftritten von Cyril Neville, Snooks Eaglin oder der Dirty Dozen Brass Band hat der Doc keinen Grund zu klagen. Doch er verrät, dass noch einige andere auf seiner Wunschliste standen: „Ich wollte unbedingt Earl King dabeihaben, aber er starb, bevor die Aufnahmen zustande kamen. Ich habe auch Fats Domino gefragt, aber letzten Endes habe ich mehr davon gehabt, dass er nicht auf der Platte spielt. Er hat nämlich fantastisch für mich gekocht – ein Rest davon wartet immer noch im Gefrierfach meines Apartments auf mich.“