Heavy shit
Punk und Pistols waren so gut wie verklungen, Sid & Nancy tot, da rumpelten aus Kalifornien (ausgerechnet Kalifornien!) die Dead Kennedys auf die Plattenteller. Voller Sarkasmus und Ironie, wie man es mit Amerikanern eher selten assoziiert, intonierte Jello Biafra „California Über Alles!“.
Zensur-Apostel und PMRC. lanciert von AI Gores Gattin Tipper, schoben Überstunden. Doch Jello Biafra blieb politisch engagiert und tourt bis heute mit Spoken-Word-Performances. Auf seinem neuen 3-CD-Set „In The Grip Ofofficial Treason“, live mitgeschnitten kreuz und quer durch die Staaten, kommt das weniger wie Poetry als vielmehr so wie Polit-Rallyes eines sehr sehr wütenden Agit-Punks. Die Ziele sind klar gesteckt: Bush und seine Crew kriegen Breitsalven ab, ebenso Enron und Halliburton plus all das. wogegen Michael Moore wettert. Sehr atemlos, wenige Zwischenrufe, viel Aufklärung. Und obenauf dann Antworten auf selten gestellte Fragen: Warum haben die Democrats so wenig (Effektives) gegen den Wahlbetrug unternommen, so wenig interveniert, als Schwarze mit computerisierten Stimmenabgaben betrogen und bestohlen wurden? Nun, die Opposition leidet vielleicht nicht an der „Mad Cowboy Disease“, verspricht nicht „Fastfood in Faludscha“, doch letzten Endes zieht sie am selben Strang wie die Republikaner. Und sie betreibt Augenwischerei, wenn sie Stimmen für Ralph Nader als verschenkt bezeichnet. Wie ist eine Stimme zu verschenken? fragt Jello und kennt natürlich die Antwort.
Und rattert schon weiter, immer wieder auf der Seite der Underdogs. der Schwarzen und Araber, der Getretenen. Weniger mit Witz gewürzt als Henry Rollins‚ Spoken-Word-Attacken. Vielleicht auch weniger effektiv, aber auf jeden Fall heavy shit.