Happy Birthday, Rod Stewart!
70 Jahre alt wird Rod Stewart. Wir gratulieren mit einer Rezension aus unserem Archiv: The Complete Mercury Studio Recordings
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Rod Stewart – Reason To Believe: The Complete Mercury Studio Recordings ****
von Franz Schöler
Die guten frühen Solo-Jahre des später beliebigen Rod The Mod
„Foot Loose & Fancy Free“ war das längst nicht mehr, was Rod Stewart 1977 mit dem gleichnamigen – seinem erfolgreichsten überhaupt – Album ablieferte. Das wäre ein prima Titel für eine seiner ersten Solo-LPs gewesen, auch für sein in USA ziemlich fantasielos „The Rod Stewart Album“ getauftes Debüt. Trotz der Jahre mit der Jeff Beck Group war das dort ein ziemlicher Flop in demselben Jahr, als der Sangeskollege Robert Plant mit Led Zeppelin zur Megastar-Karriere abzuheben begann. Mit dem schon witzigeren Titel „An Old Raincoat Won’t Ever Let You Down“ erschien es hier zu Lande praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Kein Wunder. Vertigo galt damals genauso wie Harvest als eines der „progressivsten“ Label.
Aber die dafür wie auch für das nächste Album ausgewählten und die Songs aus eigener Feder waren das exakte Gegenteil: weder Blues noch Proto-Heavy-Metal, den er als Frontmann der Jeff Beck Group sang, dafür ungleich mehr Folk-Material und dazu Cover-Versionen vom jungen Bob Dylan und frühen Elton John, alten („It’s All Over Now“) und neueren Stones-Klassikern („Street Fighting Man“, komplett umgedeutet), auch erstklassige Interpretationen von Small Faces-, Mike d’Abo-Songs – und immer wieder Soul aus der Motown-Fabrik. Der Mann hatte damals ein richtig großes Herz.
Zu den Sternstunden seiner frühen Solo-Jahre gehörte das, was er – von „Man Of Constant Sorrow“ über „Only A Hobo“ und „Tomorrow Is A Long Time“ bis zu, „Mama You Been On My Mind“ und „Girl From The North Country“ aus Dylan-Vorlagen machte. In Ron Wood hatte er einen zuverlässigen (Sauf-)Kumpel, mit dem er nicht nur den ultimativen One-night-stand-Song „Stay With Me“ schrieb, sondern auch fabelhafte Cover-Versionen wie die von Chuck Berrys „Sweet Little Rock’n’Roller“ aufnahm.
Egal, ohne Martin Quittenton, der ihm damals maßgeschneiderte Folk-Rocker wie „You Wear It Well“ (der beste), „Farewell“ (pure Nostalgie) und „Maggie May“ (halt der erfolgreichste) lieferte, wäre er vermutlich mit den Faces als Rolling Stones für Arme“ in die Annalen eingegangen. Mit denen hatte er „(I Know) I’m Losing You“ aufgenommen, die bessere Cover-Version eines Temptations-Klassikers, als sie je den Stones gelang, und weit größerer Rock’n’Roll auch als seine kurz vorher eingespielte Fassung von „That’s All Right“. Es war clever, aber auch ein ausgesprochen fieser Zug, die nicht den Faces für ihre dritte LP zu gönnen, sondern auf seiner eigenen unterzubringen.
Auch mit „Never A Dull Moment“ und „Smiler“ – entgegen landläufiger Meinung mindestens so hervorragende Platten wie das Erfolgs-Opus „Every Picture Tells A Story“ rückte er sich bei noch mehr großartigen Cover-Versionen von Cooke-, Hendrix- und Etta-James-Songs ins weit vorteilhaftere Licht als bei den letzten mit den Faces, die ihn doch alle loyal immer wieder bei diesen ersten fünf Solo-LPs unterstützt hatten.
Zum Rundum-glücklich-Paket geschnürt, findet man die jetzt chronologisch auf diesem 3-CD-Set inklusive aller Single-B-Seiten und Studio-Outtakes, die vorher über verschiedene Sampler verstreut veröffentlicht worden waren. Die ziemlich schreckliche Aufnahme von „Pinball Wizzard“ genauso wie die weit besseren von „Oh! No Not My Baby“ und „Jodie“ (notabene die Faces komplett in Originalbesetzung), Rares wie „Missed You“ und das wesentlich bekanntere und lustigere „What Made Milwaukee Famous (Has Made A Loser Out Of Me)“.