Happy Birthday, Ozzy Osbourne!
Heute vor 65 Jahren wurde Ozzy Osbourne geboren. Wir gratulieren mit einer Rezension zweier 2011 wieder veröffentlichter Alben: "Blizzard Of Oz".
Ozzy Osbourne – Blizzard Of Ozz ****
(aus ROLLING STONE 9/2011)
Wir wollen nicht über die Toten flachsen, aber: Dass Ozzy Osbournes Song „Suicide Solution“ einen US-Teenager – wie Mitte der 80er-Jahre dessen Eltern behaupteten – derart lebensmüde gemacht haben soll, dass er sich in den Kopf schoss, ist wirklich schlecht vorstellbar. Jedes Stück von, zum Beispiel, „Master Of Reality“, dem dunkel robbenden 1971er-Album von Osbournes alter Band Black Sabbath, hätte dazu mehr Potenzial gehabt. Der „Suicide“-Track ist im Vergleich ein Schunkel-Bluesrock, launig gereimt, in dem es ums Laster des Saufens geht. Und den der damals 23-jährige Gitarrist Randy Rhoads mit einem Riff ausstattete, das an den Song „Force Of Habit“ seiner früheren Sunset-Strip-Band Quiet Riot erinnert.
Das riecht nach Erdbeer-Haarspray, nicht nach Hasch. Wer würde da ans Sterben denken? Trotz der Geisterbahn-Spukereien auf den Coverbildern: „Blizzard Of Ozz“, Ozzy Osbournes hervorragende erste Soloplatte von 1980, und der Nachfolger „Diary Of A Madman“ (1981, ***1/2) sind die Werke, an denen man den historischen Übergang vom alten, leicht muffigen Hardrock zum Heavy Metal mit Eighties-Weltruhm am besten erklären kann. Ozzy, der vom Suff schon halb hingestreckte Dino, erweckt von Rhoads, dem Jung-Siegfried der Rock’n’Roll-Gitarre – es war, als wäre Gott in sein Leben getreten, sagte der Sänger später. Ihre gemeinsamen Songs, allen voran der legendäre Lokomotivenritt „Crazy Train“, flutschten wie geschmolzenes Metall, tauschten die Schauermann-Schminke in veritables Make-up um. Wie der werdende Gigant Randy Rhoads im März 1982 beim dämlichsten Flugzeugunglück aller Zeiten ums Leben kam, war dann noch viel tragischer als der Umstand, dass Osbourne erst später als Fernsehclown ganz zu sich fand.
Diese zwei Wiederveröffentlichungen – „Blizzard“ mit drei Verlegenheits-Bonus-Tracks, „Diary“ erweitert um eine sehr gute Live-CD mit Aufnahmen aus der Zeit – sind vor allem deshalb bemerkenswert, weil in dieser Ausgabe wieder die Original-Rhythmusgruppe mit Bob Daisley (Bass) und Lee Kerslake (Schlagzeug) zu hören ist. Der Rechtsstreit mit den beiden hatte Ehefraumanagerin Sharon so verärgert, dass sie für die 2002er-Versionen die Spuren der beiden löschen und von anderen Musikern neu einspielen ließ. Geld, schreibt Daisley auf seiner Website, hätten sie für die 2011er-Re-Releases noch nicht bekommen. Kaufen sollte man trotzdem ausschließlich diese.
Joachim Hentschel
„DAS ARCHIV – Rewind“ umfasst über 40 Jahre Musikgeschichte – denn es beinhaltet die Archive von Musikexpress, Rolling Stone und Metal Hammer. Damit ist von Popmusik über Indierock bis zu Heavy Metal nahezu jede Musikrichtung abgedeckt – angereichert mit Interviews, Rezensionen und Reportagen zu Filmen, Büchern und popkulturellen Phänomenen: