Der Enthusiast: Zum Tod von Hanns Peter Bushoff

Arne Willander erinnert an den leidenschaftlichen Musikmenschen und großen Freund der Redaktion.

Es war jahrelang eine Humoreske, dass Hanns Peter Bushoff am Ende unserer Begegnungen seinen Abschied vom Geschäft ankündigte. Er war bei Sony Music zuständig für die Platten von Bob Dylan, Bruce Springsteen und Patti Smith (als sie noch Platten herausbrachte), zuletzt freischaffend über das sogenannte Rentenalter hinaus.

Es vergnügte Hanns Peter, dass Maik Brüggemeyer und ich, mit denen er für den ROLLING STONE viele Vinyl-Singles von Dylan und Springsteen veranstaltet hatte, jedesmal Einspruch erhoben. Niemals, sagten wir, dürfe er seine Arbeit aufgeben, nicht, solange Dylan und Springsteen noch Platten machen. Erst in diesem Frühjahr zog er sich tatsächlich zurück.

Hanns Peter, geboren am 19. März 1951 in Münster, begeisterte sich früh für Jazz und Literatur. Mitte der 60er-Jahre ging er im Rahmen eines Jugendaustausches nach England und kam also gerade rechtzeitig zu den Swinging Sixties. Er hörte die Beatles, er hörte die Rolling Stones, er hörte die Kinks. Den ROLLING STONE, den amerikanischen, las er von Anfang an, seit dem Jahr 1967.

In den 70er-Jahren promovierte Hanns Peter über Untergrund-, besser Gegenkulturzeitschriften, wie man damals sagte. Er ging als Pressesprecher, dann Produkt-Manager zu Ariola in München, die später zu BMG Ariola wurde, und dann zu SonyBMG. „After changes upon changes we stay more or less the same“, singt Paul Simon in “The Boxer”.

Der erste Besucher in der ROLLING-STONE-Redaktion

Im Jahr 1994 war Hanns Peter Bushoff der allererste Besucher in der Redaktion des ROLLING STONE in Hamburg, noch bevor es überhaupt eine Ausgabe gab. Er interessierte sich einfach für alles. Eben war er in der Kantine des „Spiegel“ gewesen, und jetzt wollte er gern hören, was wir so vorhatten.

Nachdem die Redaktion 2002 nach München umgezogen war, blieb Hanns Peter der interessierteste Besucher. Er etablierte ein Spiel, das wir später bei jeder Begegnung machten: Er riet die nächsten Titelblätter. Manchmal braucht er 5 Fragen, manchmal 25. Ganz selten erriet er das Titelblatt nicht.

Er liebte Grafik und Gestaltung, schrieb leidenschaftlich und hinreißend über Willi Fleckhaus und die „Twen“-Schallplattenreihe von Philips. In den letzten Jahren schrieben wir im ROLLING STONE gemeinsam Diskografien – die erste über Warren Zevon, den wir beide verehrten, dann über Steve Winwood, Joni Mitchell, Willy DeVille, die Rolling Stones.

Hanns Peter liebte die Platten von Jackson Browne und Frank Sinatra. Die Gespräche darüber waren schon eine Freude. Hanns Peter gab mir einen kleinen handgeschriebenen Zettel, auf dem die nächsten Kandidaten standen. Wir saßen in einem Sushi-Laden und in einem italienischen Restaurant in Berlin, und anschließend schwang er sich auf sein Fahrrad. Immer fuhr er Rad. Er ging durch Schallplattengeschäfte und sprach mit den Besitzern.

Unsere letzte Diskografie ist die der Beatles. Sie erscheint in der Dezember-Ausgabe des ROLLING STONE .

Am 19. Oktober ist unser Freund Hanns Peter Bushoff in München gestorben.

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