Handclapping extrem oder Schon wieder kein Flipperautomat nach Chris Martin benannt
Dolly Parton dürfte die einzige Countrysängerin sein, der zu Ehren ein eigener Flipperautomat gebaut wurde. Ich glaube zu Ehren Chris Martins wird kein Flipperautomat gebaut. Falls doch, werde ich öffentlich eine Giraffe essen.
Folge 55
Es gilt einen Trend unter die Lupe zu nehmen: Mehr und mehr Menschen suchen nach Orten, die nichts, aber auch rein gar nichts mit Popmusik zu tun haben. Immer mehr Bewohner dauerpulsierender Pop-Metropolen jagen um den Globus, stets in der Hoffnung irgendein Dörfchen, einen Weiler oder auch nur eine einsame Hütte fernab der allgegenwärtigen Rappeleien des Musikbetriebs zu finden. Doch wie viele Enttäuschungen diese Menschen erleben müssen! Auch ich habe schon an vielen Orten Zuflucht vor der Popmusik zu finden gehofft. Aber sie ist tatsächlich überall. Sogar im Saarland.
Jetzt aber bin ich endlich fündig geworden. Ich war nämlich kürzlich an der Mosel. Genau gesagt hat mich meine Recherche in ein Örtchen namens Beilstein geführt. Naturgemäß spielt hier Wein eine enorm große Rolle, aus jedem Glas schwappt er einem entgegen. Aber Popmusik findet man hier nirgends. Noch nicht einmal in der Schlager-Variante. Kein Weinkeller kündigt irgendeinen Ü-50-Schwof an, aus keinem Fenster dringt ein Beat, Band-T-Shirts: Fehlanzeige.
Das sieht ein paar Kilometer weiter, in Cochem, schon ganz anders aus. Hier kann man seine Speiseröhre auf keiner Terrasse mit einem Kännchen Kaffee konfrontieren, ohne dabei nicht einem Helene-Fischer-Medley ausgesetzt zu sein (Den Kellnerinnen hier kommt tatsächlich noch ohne jeden Hauch von Ironie der „Draußen nur Kännchen“-Satz über die strengen Lippen). In Beilstein aber: nichts, rein gar nichts. Das wird sich nach diesem Text hier vermutlich auch nicht ändern. Zwar werden zahllose Event-Planer nach Beilstein reisen, um den Menschen dort irgendwelche Boot-Parties oder Weinkeller-Raves aufzuschwatzen. Doch die Einwohner Beilsteins werden der Versuchung widerstehen. Also: Wenn Sie mal keinen Bock mehr auf Pop haben sollten – fahren Sie nach Beilstein.
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WM-Fieber? Firlefanz! Ganz Deutschland ist im Dolly-Parton-Wahn! Überall, wohin die Pupille schweift, wird derzeit über die Frau geschrieben. Das ist erfreulich, wird doch sonst eher selten bis gar nicht über die famose Sängerin und Komponistin berichtet. Ob sie nun beim Glastonbury-Festival Playback gesungen hat oder nicht, ist mir einigermaßen wurscht. Die Frau hat eine Menge Songs geschrieben, die ich liebe. Auch dass sie mehrfach schönheitsoperiert wurde, wird für meinen Geschmack ein bisschen zu häufig erwähnt. Mir ist das gleich, ich bin selbst schönheitsoperiert und zwar mehrfach.
Viel interessanter finde ich ohnehin die Liste „10 Things You Never Knew About Dolly“, die kürzlich im britischen Magazin „Uncut“ veröffentlicht wurde: Dort ist etwa zu erfahren, dass Parton und ihr Gatte Carl Dean gerne mitten in der Nacht zum 24-hour-Wal-Mart fahren um dort ihrer Leidenschaft fürs Night-Shopping zu frönen. Schön fand ich auch, dass die Dame Jack Whites Angebot, ihr nächstes Album zu produzieren, abgelehnt hat, sich und ihre Entourage aber von ihm zum Dinner in einem teuren Restaurant in Nashville einladen ließ. Dass Saddam Hussein ihr „I Will Always Love You“ zu seinem „re-election theme song“ auserkor, nun, dafür kann Dolly wirklich nichts.
Am schönsten fand ich die Info, Dolly habe aufgehört, sich in der Öffentlichkeit unkenntlich zu machen, da man sie ohnehin immer erkenne – an ihrer Stimme! Und ich dachte immer, man erkennt sie an ihrer Gitarre.
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Eine Frage, die – völlig zurecht – selten bis nie gestellt wird: „Zu welcher Musik tanzt eigentlich Eric Pfeil durch seine Küche?“ Nun, das ist rasch beantwortet: Die in meinen Ohren beste Compilation der Saison (neben der kürzlich erwähnten „Country Funk II“) und zugleich beste Tanzplatte des Sommers kommt vom verdienstvollen Label Soul Jazz Records: „Gipsy Rhumba – El Ritmo Original De La Rumba Gitana En Espana 1965-74“ lautet der Titel des Werks, das 20 funkensprühende Beispiele für ein wenig erforschtes Hybrid-Genre versammelt.
In den 60ern ging es los: In Katalonien lassen junge Gitanos (eine Untergruppe der Roma) ihre traditionelle Flamenco-Musik ungebremst auf kubanischen Rumba und Rock’n’Roll krachen. Das Ergebnis ist ein überschäumendes Gebräu und eindeutig dazu angetan, Tote aufzuwecken: Selten habe ich ein so furioses Geschrabbel und Gerappel mit derart aufgekratztem Gesang gehört. Sehr schön auch die Texte: Der Sänger Peret etwa intoniert ein Lied aus der Perspektive eines Türstehers, der an der Türe manch Eintrittswilligem einen abschlägigen Bescheid erteilen muss: „Usted no puede pasar / la fiesta no es para feos“ (auf deutsch etwa: „Du kommst nicht rein / Die Party ist nicht für Hässliche“). Im Stück „Sarandonga“ (einer umgetexteten Compay-Segundo-Coverversion) wiederum berichtet Antonio Gonzalález, dass er keine Flatulenz-fördernden Bohnen esse. Die Musik hingegen ist die absolute Superbohne! Zentrales Element des Gipsy Rhumba ist übrigens das wilde Handclapping, das bisweilen alle anderen Instrumente überlagert – hier dürfte sich mancher Claqueur geradezu den Verstand rausgeklatscht haben. Insofern auch eine famose Platte für Handclapping-Fans! Dringend empfohlen.
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Dolly Parton mag eine ulkige Type sein. Gegen Chris Martin indes würde die Frau bei der großen Exzentriker-Ralley-of-Pop wohl haushoch verlieren. Martin, wandelnde Nasennebenhöhle und Coldplay-Sänger, scheint mir nämlich zunehmend zu verkauzen. Gestern las ich auf dieser Seite hier, der Sänger habe nach der Trennung von Gwyneth Paltrow sein Dasein als Vegetarier aufgegeben. Allerdings, so Martin, gedenke er künftig nur Tiere zu verzehren, die er auch eigenhändig töten könnte. Der BBC diktierte er den Satz: „Ich würde einen Fisch erlegen. Keine Giraffe.“
Nun, das ist löblich. Chris Martin isst also keine Giraffen. Das beruhigt durchaus in Zeiten, da der Giraffen-Verzehr in Popmusiker-Kreisen Ausmaße angenommen hat, die mit Vokabeln wie „ungezügelt“ allenfalls notdürftig beschrieben sind. Ich hoffe einfach mal, dass viele Jugendliche dem Beispiel Martins folgen und ihren Giraffenkonsum zumindest ein wenig einschränken. Welche Tiere der Sänger sonst noch so zu erlegen in der Lage ist, wurde vorerst nicht bekannt. Coldplay und alles, was mit ihnen zu tun hat: Es wird mir weiterhin ein Rätsel bleiben.
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Dolly Parton dürfte übrigens die einzige Countrysängerin sein, der zu Ehren ein eigener Flipperautomat gebaut wurde. Ich glaube zu Ehren Chris Martins wird kein Flipperautomat gebaut. Falls doch, werde ich öffentlich eine Giraffe essen. Bis dahin aber tanze ich Gipsy Rhumba und belege mehrere Handclapping-Kurse bei Männern, die gerne Bohnen essen.