Hallervorden zur Winnetou-Debatte: Dann gehört auch Goethes „Faust“ auf den Prüfstand
Die Berliner Bühnenlegende Dieter „Didi“ Hallervorden beliebt zu scherzen und ledert gegen den „Empfindseinskult“
Er ist seit über 60 Jahren mit legendären Rollen in Filmen wie „Das Millionenspiel“ von Regisseur Tom Toelle (1970) oder der TV-Anarcho-Komödie „Der Springteufel“ (1974) dabei, ab den 1980er-Jahren wurde er als „Didi“ in Komödien zu einem der erfolgreichsten deutschen Kinoschauspieler: Theater-Betreiber und Old-School-Spaßmacher Dieter Hallervorden, der Anfang September 87 Jahre alt wird.
Gesellschaftliche Debatten ziehen ihn magisch an, zuletzt beim Gendern. Und so ist es kein Wunder, dass sich „Didi“ nun auch in die munter brodelnde „Winnetou-Debatte“ einschaltet. Darin geht es um die Frage, ob Autor Karl May eine Form der kulturellen Aneignung betrieb, als er sich von Sachsen aus Geschichten über den amerikanischen Ureinwohner ausdachte.
„Ich glaube, wir leben in einer Art von Empfindsamkeitskult, bei dem uns andere Leute vorschreiben wollen, mit welchem Slalom wir angebliche Fettnäpfchen in Zukunft zu umrunden haben“, so Hallervorden in einem aktuellen Statement. „Ich nehme es als Bevormundung.“
Als erfahrener Theatermann führt er dabei bewusst ein urdeutsches Thema der Hochkultur ins Feld. Er bezieht sich auf Großmeister Johann Wolfgang von Goethe und dessen Zentralwerk „Faust“, entstanden zwischen 1772 und 1775.
„Denn die Art, wie Faust sich an das Gretchen ranmacht, ist ja nicht nur nicht zeitgemäß, sondern geradezu frauenfeindlich“, so Hallervorden, der dann auch noch einen sarkastischen Schlenker zu den Figuren von Walt Disney macht: „Sprechende Enten – tut man da einer bestimmten Tiergattung nicht bitter unrecht?“, drückt er die Ironie-Taste.
Er könne nur jedem empfehlen, mal kräftig durchzuatmen – und Aufreger wie diese nicht gar zu ernst zu nehmen. Sein Credo: „Köstlich darüber amüsieren!!“.