Hallervorden kontert Rassismusvorwurf: „Satire wird nicht verstanden“

Schuld seien mangelndes Satireverständnis und woke Menschen, meint Dieter Hallervorden.

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Nach seinem kontroversen Auftritt in der ARD-Jubiläumsshow „75 Jahre ARD“, der ihm Rassismusvorwürfe einbrachte, hat sich Dieter Hallervorden nun auf Facebook zu Wort gemeldet. In seinem Beitrag kritisiert er die Medien scharf.

Der Stein des Anstoßes: Hallervorden hatte in der Sendung eine neue Version seines Sketches „Im Kaufmannsladen“ gezeigt. Dabei verwendete er das N-Wort und das Z-Wort. Im Sketch spielt er einen Gefängnisinsassen, der – wie angedeutet – wegen dieser Begriffe im Gefängnis sitzt. Die ARD zeigte die Szene ohne Kommentar. Das führte in sozialen Netzwerken und Medien zu heftiger Kritik.

Dieter Hallervorden verteidigt sich: „Gut so“

Hallervorden weist die Vorwürfe zurück. „Satire wird nicht mehr verstanden, diesmal betrifft es die gestrige Ausstrahlung der Jubiläumssendung 75 Jahre ARD“, schreibt er. Es gehe hier um die Fragen „Warum hat der Sender die Entgleisungen Hallervordens gesendet?“ und „Wieso ließ die ARD diesen Moment unzensiert zu?“ Seine Antwort darauf: „Gut so.“ Hallervorden betont, dass er sich weder zensieren noch in eine Ecke drängen lassen möchte. Bei der ARD bedankt er sich ausdrücklich.

Kritik an Medien und „Woke-Kultur“

Besonders der Umgang der Medien mit dem sogenannten „Tatvorwurf“, wie Hallervorden ihn nennt, ist ihm ein Dorn im Auge. Im Zuge dessen schreibt er sowohl das N-Wort als auch das Z-Wort explizit aus. Hallervorden kritisiert, dass viele Journalist:innen den satirischen Kontext nicht verstehen würden. Dabei bemüht er einmal mehr Kritik an der „Woke-Kultur“: „Woke Menschen von heute versuchen ängstlich, nicht aus der Reihe zu tanzen. Sie befolgen akribisch alle Social-Media-Gebote, um keine Likes zu verlieren. Satire verstehen sie nicht mehr, weil sie aus Angst vor Missverständnissen gar nicht mehr vorkommt.“

Dieter Hallervorden: „Satireverständnis ausge-Merz-t“

Auch Journalist:innen bekommen ihr Fett weg. Das Satireverständnis sei, so Hallervorden, vielerorts verloren gegangen: „Es gab Zeiten, da konnte sich ein Journalist diese Fragen selbst beantworten. Satireverständnis gehörte zur Grundausstattung der schreibenden Zunft.“ Das Satire-Gen sei mittlerweile „ausge-Merz-t“, spielt er auf CDU-Chef Friedrich Merz an.

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„Empörung statt echte Kritik“

Geht es nach Hallervorden, fehlt es heute an Mut zur echten Gesellschaftskritik. Statt Missstände zu benennen, konzentriere man sich lieber auf einen Sketch.
„In Ermangelung von Mut, sich über die wirklichen Missstände zu erregen, weil diese anzuprangern gerade nicht in Mode ist, ereifert man sich über einen Komiker.“

Am Ende seines Beitrags spannt Hallervorden noch einen weiten politischen Bogen von seinem Sketch zur Sicherheitspolitik. Hier warnt er vor gefährlichen Entwicklungen. Seiner Meinung nach nimmt die Bundesregierung den Tod Tausender junger Menschen billigend in Kauf. Sie denke darüber nach, die Bundeswehr um 70.000 Soldat:innen zu vergrößern. Hallervorden verweist auf eine NATO-Schätzung, laut der im Ernstfall täglich 5.000 Soldat:innen an der „Ostfront“ sterben würden. Sein Fazit: „Ich gehe jede Wette ein, dass eine Satire mit Regierungsbeamten im Knast auf dem Index stünde – und dass man ‚Kanonenfutter an der Ostfront‘ im Zuge unseres neuen Demokratie-Verständnisses nicht sagen darf.“