Hall of Fame: Wer gehört in den Ehrentempel des Rock (und wer nicht)?
Rund um die Bekanntgabe der Nominierten für den Einzug in die Rock'n'Roll Hall Of Fame 2023 nimmt die Debatte, wie man Rock heute definiert, weiter an Fahrt auf.
Die „Rock and Roll Hall of Fame“ in der Ex-Industriestadt Cleveland (Ohio) ist in einem ambitionierten Fantasy-Gebäude untergebracht. Der Architekt war kein geringerer als der im Jahre 2019 verstorbene chinesisch-amerikanische Bauguru Ieoh Ming Pei. Auch die legendäre Eingangspyramide des Louvre in Paris oder der Erweiterungstrakt des Deutschen Historischen Museum in Berlin gehen auf seine Kappe. Weltstadt-Architektur also für das (US-)Musikbusiness.
Für das tempelähnliche Gebäude werden seit 1986 die „wichtigsten und einflussreichsten“ Musiker, Produzenten und Persönlichkeiten im Umfeld des Rock’n’Roll gekürt. Und somit für die Ewigkeit „kanonisiert“. Jedes Jahr kommt eine limitierte Anzahl neuer Helden und Heldinnen dazu. Im Regelwerk der Ruhmeshalle ist verankert, dass eine Aufnahme frühestens 25 Jahre nach Erscheinen des ersten Tonträgers des Geehrten erfolgen kann.
Über die Auswahl wacht ein Komitee von Musikhistorikern und Biz-Menschen. Die „Hall of Fame“ existierte seit ihrer 86er-Gründung rund zehn Jahre lang nur als Institution, mit Start im New Yorker VIP-Hotel Walldorf Astoria. Im September bekam die „Hall“ dann mit dem fancy Rock’n’Roll-Museum einen festen Standort in Cleveland.
Was genau wird eigentlich ausgezeichnet?
Wie in den Gründungstexten der „Hall of Fame“ niedergelegt, geht es um die“ erfolgreichsten, innovativsten und wichtigsten Bands, Sänger, Sidemen und Produzenten, die jemals ein paar Noten zusammengeschrieben hatten“, wie es das US-Rock-Online-Portal „Grunge“ locker zusammenfasst.
Seit 1986 wurde Größen wie die Beatles, Bob Dylan, James Brown, Prince, Tom Petty, die Ramones, Green Day, Aretha Franklin, Stevie Wonder, Stevie Nicks und Hunderte andere geehrt. Kontroversen über die Auswahl hat es immer schon gegeben. Dazu allerlei Skandale, Mauscheleien und Geschmacksverirrungen. Die Intensität der Auseinandersetzung hat dabei über die Jahre stetig zugenommen.
Aktuell geht es um einen Disput, der sich um Nicht-Beachtung diverser Metal-Bands kreist. Auch bei Lesern des ROLLING STONE (Germany) wird munter diskutiert. Dabei geht es auch darum, inwieweit aktuellere Spielarten wie HipHip, Techno oder House in einen Rock-Tempel gehören. Die Jury-Ausschuss der „Hall of Fame“ hat dazu jüngst mit einem Statement reagiert, dass die hauseigene „Diversitäts“-Präambel fortschreibt.
Anlass war die Bekanntgabe der Nominierten, welche die „Rock & Roll Hall of Fame Foundation“ für eine mögliche Aufnahme im laufenden Jahr 2023 bekannt gab:
- Kate Bush
- Sheryl Crow
- Missy Elliott
- Iron Maiden
- Joy Division/New Order
- Cyndi Lauper
- George Michael
- Willie Nelson
- Rage Against the Machine
- Soundgarden
- The Spinners
- A Tribe Called Quest
- The White Stripes
- Warren Zevon
Dabei sind acht der 14 Nominierten zum ersten Mal auf dem Stimmzettel, darunter Sheryl Crow, Missy Elliott, Joy Division/New Order, Cyndi Lauper, George Michael, Willie Nelson, The White Stripes und Warren Zevon.
„Diese bemerkenswerte Liste der Nominierten spiegelt die Vielfalt der Künstler und der Musik wider, die die Rock & Roll Hall of Fame ehrt und feiert“, sagte John Sykes, Vorsitzender der Foundation. „Diese Künstler haben ihren eigenen Sound kreiert, der Generationen geprägt und unzählige andere beeinflusst hat, die in ihre Fußstapfen getreten sind.“
Metal war bisher sehr unterrepräsentiert
Wohl auch auf öffentlichen Druck der Metal-Fans sind Iron Maiden ein weiteres Mal in der Vorauswahl. In einem neuen Interview mit dem Podcast-Magazin „Audacy“ sprach „Hall of Fame“-Präsident Greg Harris über den „Fall“ der britischen Hard-&-Heavy-Altmeister.
„Wir haben darüber diskutiert, dass Warren Zevon nun zum Kreis der Nominierten gehört, also ein Klavier spielender Songwriter. Und auf der anderen Seite die Gitarren-Attacken von Iron Maiden. Für mich ist das aufregend – und macht wirklich Spaß. Maiden waren schon einmal nominiert. Wir hoffen intern, dass nach dem Erfolg, den JUDAS PRIEST letztes Jahr hatten, auch die MAIDEN-Jungs final aufgenommen werden. Wir sind jedenfalls begeistert, dass sie auf dem Voting-Zettel stehen…“
Die Ausgewählten werden im Mai 2023 bekannt gegeben – und dann in einer Zeremonie im Herbst 2023 in die heiligen Hallen aufgenommen.