Gut gebrüllt
ROBERT PLANT & THE SENSATIONAL SPACE SHIFTERS Hamburg, Stadtpark ***
„Mach das Scheißgedudel da aus!“ An der Bierbude wird das Rock-Volk unleidlich, nachdem das Stadtparkrund zum Umbau in erkennbar nicht-anglo-amerikanischen Chants/Rhythmen erschallt. Als später der „A-Ha, A-Ha“-Publikumseinsatz in „Black Dog“ arg lau ausfällt, revanchiert sich Robert Plant charmant bei den Silver Ager. „I understand it must be late in life“, ätzt er lächelnd, bevor ein verschlungener Afro-Groove den Led-Zep-Klassiker wieder hypnotisiert wie einst die Dschungelbuch-Schlange Kaa den armen Mogli.
Der immer noch fabelhaft brüllende Löwe im dunklen Westernhemd wagt mit seiner sechsköpfigen Band einen Drahtseilakt. Er weiß genau, was er den weniger aufgeschlossenen Fans in seiner, so Plant, „Country & Eastern“-Exkursion zumuten kann, ohne dass sie aussteigen. Doch gebiert diese Konstellation kaum faule Kompromisse im 90-Minuten-Set. Zwischen hitzigen Blues-Standards („Spoonful“,“Fixin‘ To Die“) machen das gerade gut dosierte Led-Zep-Einwürfe wie eben „Black Dog“ oder ein taufrisches „Goin‘ To California“ deutlich. Als die Altfans bei DEM Riff ekstatisch die Fäuste recken, bremst Plant „Whole Lotta Love“ vor dem Original-Gitarren-Solo gekonnt aus, damit Juldeh Camara mit seiner Riti (eine einsaitige Fiddle) sein „Who Do You Love?“-Intermezzo einleiten kann. Plant vergisst nicht, dass es -„how daring!“- bald ein neues Album gibt. Als Kostprobe greift er für den modifizierten Bo-Diddley-Groove von „Rainbow“ wieder zur Handtrommel – ein offensichtlicher Versuch, noch mal eine kleine, naive Hymne zu schreiben. Näher am Geist seiner Band ist Plant mit dem Afro-Psych-Pop von „Little Maggie“, den der „king of Liverpool psychedelia“ (wie er Liam Tyson nennt) am Banjo anführt. Schließlich geleiten John Baggott’s freche Tasten „Rock’n’Roll“ geradewegs auf die Kirmes. Dazu passt die Lebenshilfe, die Leo seinem Rudel mit in die Sommernacht gibt: „Keep smiling!“ Hilft gegen „Scheißgedudel“.
