Gunter Blank geht essen: Was kann die KI beim Kochen?
Die schwäbische Küche ist so bodenständig wie raffiniert – und taugt deshalb gut für einige Experimente
Heute begeben wir uns auf eine Reise in den Süden Deutschlands, genauer gesagt in die wunderbare Welt der schwäbischen Küche. In Schwaben wird Genuss großgeschrieben, und die Speisen spiegeln die reiche Kultur und Tradition der Region wider. Die schwäbische Küche zeichnet sich durch ihre bodenständigen, herzhaften Gerichte aus, die auf frischen Zutaten und einer deftigen Zubereitung basieren.
Ein bekannter Klassiker der schwäbischen Küche ist zweifelsohne die Maultasche. Diese gefüllten Teigtaschen sind eine echte Delikatesse und werden oft als „schwäbische Seelen“ bezeichnet. Die Füllung besteht aus einer Mischung aus Fleisch, Brötchen, Zwiebeln und Gewürzen, die in dünnen Teig eingewickelt werden. Die Maultaschen werden dann gekocht oder gebraten und traditionell mit Kartoffelsalat oder in einer kräftigen Brühe serviert. Ein wahrer Gaumenschmaus!
Nicht ganz der Stil Ihres Kolumnisten, oder? Sie haben recht. Nachdem die „Bild“-Zeitung unlängst damit warb, die Tricks zu verraten, mit denen man sich von ChatGPT auf die eigenen Fantasien zugeschnittene Pornos schreiben lassen kann, und KI-gesteuerte Avatare gleichzeitig auf dem Kirchentag ganze Gottesdienste abhielten, wollte auch der Verfasser dieser Kolumne nicht zurückstehen und herausfinden, zu welchen Leistungen die künstliche Intelligenz auf dem Gebiet der Kochkultur fähig
ist. Ein Feature zum Thema schwäbische Esskultur wurde angefragt, in weniger als einer Minute hatte sie dreieinhalbtausend Zeichen ausgespuckt, und der Verfasser machte sich schon Sorgen um seinen Job. Aber nur kurz, dann stellte er erleichtert fest, dass die KI sich – wie die meisten Norddeutschen – nicht vorstellen kann, dass der Schwabe seine Maultaschen mit dem Kartoffelsalat in der Brühe genießt.
Nicht ganz so pfiffig also, diese künstliche Intelligenz, zumal auch ein zweiter Versuch durch Anklicken des Optimierungsbuttons kein besseres Ergebnis erzielte. Immerhin kam nach weiteren Befehlen, die schwäbische Küche im Stil bekannter Gourmet-Autoren zu beschreiben, irgendwann eine Liste heraus, die von Linsen mit Spätzle bis Sauerbraten mehr oder weniger die emblematischen Gerichte enthielt. Kulinarische Feinheiten oder gar stilistische Verve indes konnte man dem Chatbot nicht entlocken. Zumindest vorerst scheint der Kolumnistenjob nicht in Gefahr.
Wie steht es aber mit der Rezeptfähigkeit: Kann die KI das Kochbuch ersetzen und auf Befehl originelle Rezepte oder wenigstens die bekannten Klassiker ausspucken? Doch auch da hielt sich die Kreativität der Maschine in Grenzen. Ihr Bolognese-Rezept kommt zwar den italienischen Original-Ragù einigermaßen nahe, sie listet – bei vielen Hobbyköchen längst keine Selbstverständlichkeit – immerhin Möhren und Stangensellerie auf, vergisst aber Wein und Pancetta. Bei anspruchsvollen oder exotischeren Gerichten bewegt sie sich auf dem Niveau mäßiger Fernsehköche und reproduziert geradezu kreuzbrav deren Irrtümer, wenn sie etwa Ceviche und Leche de Tigre verwechselt und dreißig statt sieben Minuten Marinierzeit angibt.
So kommen wir nach ausgiebigen Experimenten einigermaßen erleichtert zu dem Schluss, dass die KI ofenbar (noch) nicht über eine autonome kulinarische Intelligenz verfügt, sondern mit einiger Willkür und einigermaßen stumpf meist reproduziert, was das Internet anbietet und was besonders die Deutschen seit Jahren an Irrtümern mit sich herumschleppen. Besonders krass kam das beim Chili con Carne zum Vorschein, das zwar wenigstens nicht mit Rinderhack, dafür aber – like Texmex never happened – mit Kidneybohnen und schnödem Chilipulver gequält wird und ganz bestimmt nach dreißig Minuten noch nicht sämig und zart ist.
Dafür aber erkennt die KI ihren Herrn und Meister. Der Kolumnist mutiert, kaum hat er um ein Knödel-Feature bzw. eines über japanische Cocktails gebeten, unversehens nicht nur zum renommierten Küchenchef, sondern auch zum Meistermixologen, dessen Experimentierfreude und Streben nach Perfektion ihn zu einer Ikone der Bartender-Szene gemacht haben.