Grunge mit großen Gesten

Mit einer Mischung aus Pathos und cleveren Hooks haben sich FUEL in den USA einen Namen gemacht

Man trifft sie nur auf der Straße, unterwegs zwischen den Qubs, den Koffer in der Hand, die Gitarre im Anschlag. Sie heißen ja schließlich Fuel, da muss das wohl so sein.

Seit die Amerikaner 1998 mit dem Major-Debüt „Sunburn“ schnell zum Ereignis wurden, bereist das Quartett fast ununterbrochen den heimischen Kontinent und singt seine Lieder vor einem stetig größer werdenden Publikum. „Klar sind auch die Pausen notwendig“, sagt Sänger Bret Scalüons, ganz Rock’n’Roller, „aber lange geht das nicht gut.“ Jetzt sitzt Scalüons wieder im Bus irgendwo an der Ostküste der Vereinigten Staaten, um Fuels zweites Album „Something Like Human“ live vorzustellen. Die Telefonverbindung ist schlecht, und in jeder Senke reduzieren sich Scalüons mäßig motivierte Ansprachen aufs Bruchstückhafte. Zu sagen gibt’s aber sowieso nicht viel. Scallions mag nicht nachdenken übers Wie, Warum und Woher der eigenen Musik, will ja doch bloß rocken, die Energie spüren und verdammt gute Songs schreiben.

Auf dem neuen Album „Something Like Human“ kleiden sich diese verdammt guten Songs in ein vergleichsweise hartes Outfit aus flurbereinigten Grunge-Riffs und keimfreien MetalBreitseiten, in denen sogar der Schmerz ein stolzes Ding ist – schweißlose Hochglanz-Drohungen, die Fuel in griffige Korsetts zwängen. „Wir orientieren uns an der Musik unserer Jugend, also den großen Bands der 70er Jahre“, entzieht sich Scallions uninteressiert jeder Detaildiskussion und betont möglichst hochmütig, anders als viele Kollegen könne seine Kapelle „wohl deshalb noch große Hooks schreiben“.

Einer nämlicher Hooks steckt in der zu Hause längst überaus beliebten Single „Haemorrhage“ eine Hymne tief wie die Canyons und hoch wie der Himmel, eine simple Verführung aus Großgefühl und Rock-Pathos, das doch ganz gut hineinpasst in das eng begrenzte New Rock-Territorium, in dem Fuel ein Stück Grenzland abgesteckt haben. „Wen scheren eigentlich Begriffe und Schubladen“, sagt Scallions in einer guten Netzsekunde. „Pack einfach all deine Einflüsse zusammen, nenn es Rock und spiel es.“ Dann bricht die Verbindung ab.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates