Großes Kino
Queen B lädt zum Fest. Und sie hat sich nicht lumpen lassen: Pyrotechnik, Nebelmaschinen und -im Mittelpunkt -eine auf-und-abfahrbare Videowand über die ganze Breite der Bühne. Unterstützt von zahlreichem Personal – diverse Tänzer und eine etwa elfköpfige, ausschließlich weibliche Band – bietet die R’n’B-Königin großes Kino. Oder besser: einen Videoclip live -und in Überlänge.
Bis ins kleinste Detail ist alles perfekt durchinszeniert, zum einzigen Zweck, Mrs. Knowles möglichst gut in Szene zu setzen. Ständiger Ventilatorenwind simuliert Anmut in Zeitlupe. Selbst das unscheinbare Geländer auf der Zweitbühne existiert augenscheinlich nur, damit sie sich im richtigen Moment im blauen Glitzeranzug darauf lehnen und dem Publikum in den Rängen ihr wohlgeformtes Hinterteil entgegenstrecken kann. Spontaneität gleich null. Auswendig aufgesagte Ansagen und Alibi-Mitsingspiele wie bei „Irreplacable“ sind trotzdem vernachlässigbare Wermutstropfen, die im grellen Licht der Riesenvideowand augenblicklich verdampfen.
Auf der wird die Show auch eingeleitet, mit einem Clip ähnlich dem Video zu „Bow Down“, darin Beyoncé als weiß geschminkte Elizabeth I. Die Tänzerinnen scheinen dem überdimensionalen Bildschirm auf die Bühne zu entsteigen. Und plötzlich steht Ihre Hoheit selbst in Fleisch und Blut dort und zappelt zu den ersten Takten von „Girls (Run The World)“.
Traurige Prinzessin, laszive Hausfrau und unnahbare Königin, die für die Auserwählten in der Olympiahalle das „Naughty Girl“ gibt – in den Einspielern zeigt sich die Sängerin in vielen Gestalten. Wirklich beeindruckend ist der Einsatz der Lichterwand, wenn Beyoncé nicht auf dem Schirm erscheint, sondern davor performt. Wenn sie etwa mit einem virtuellen Partner tanzt oder wenn sie und ihre Tänzerinnen von ihren zweidimensionalen Kopien bei der Choreografie unterstützt werden.
Alles nur Blendwerk? Lässt man den technischen Hokuspokus und die Kostümwechsel beiseite, wäre die Show vielleicht halb so spektakulär. Übrig blieben immer noch die emotional und rhythmisch mitreißenden Songs und Beyoncés Stimmgewalt. So beschließt die Pop-Diva den Abend mit Whitney Houstons „I Will Always Love You“, das in ihre eigene Hymne „Halo“ mündet. Und auf der Lichterwand stehen drei Buchstaben: Fin.