„Gremlins“: Der beste Weihnachtsfilm, oder?
Eine schwarze Komödie mit blutrünstigen kleinen Viechern: Joe Dantes „Gremlins“ feierte 1984 die Anarchie.
Kein Essen nach Mitternacht, niemals nass machen, vom Licht fernhalten. Was klingt wie Anweisungen zum Stubenarrest für freche Kinder, sind in Wirklichkeit die drei „Mogwai“-Regeln, die es unbedingt einzuhalten gilt. Denn eigentlich ist der Mogwai ein putziges kleines Wesen mit großen Augen. Licht jedoch tötet ihn, Wasser lässt ihn sich unkontrolliert vermehren – und wenn das Wollknäuel nach 24 Uhr isst, wird aus ihm ein echsenartiger Mini-Zweibeiner, der Menschen tötet. Der Gremlin.
Mit „Gremlins“ drehte Joe Dante 1984 eine bitterböse Komödie, die mehr Horror bot, als dem Produzenten Steven Spielberg lieb gewesen sein dürfte. Dabei hätte Spielberg klar sein können, wie Dante das Märchen der kleinen Monster umsetzen würde. Zeigte der Regisseur doch zuvor in „The Howling“ (dt. „Das Tier“), wie man das Werwolf-Genre parodiert – und dennoch ließ er darin Menschen in Stücke reißen.
Gremlins weckten Ängste der Zeit
Nicht von ungefähr wurde „Gremlins“ zur Weihnachtszeit angesiedelt, in der wir uns den Frieden wünschen. Die rasenden grünen Wichte, die uns nach dem Leben trachten, weckten dabei Ängste der Zeit: Ein Gremlin wird in der Mikrowelle gegart – Anfang der Achtziger wurden Fälle bekannt, in denen Babys in Mikrowellen getötet wurden. In einer anderen Szene sind es die Gremlins, die einen Veteranen des Zweiten Weltkriegs umbringen – zuvor hatte der alte Mann seine Mitbürger mit Militärerzählungen genervt.
Tatsächlich bezeichnete man einst unerklärliche technische Defekte in Kriegsflugzeugen als Werk von „Gremlins“ – und daher hat der Film auch seinen Namen. Die von Fans als am gruseligsten benannte Episode hat aber gar nichts mit den Viechern zu tun. Darin erzählt Hauptdarstellerin Kate (Phoebe Cates) von ihrem als Weihnachtsmann verkleidetem Vater, der erst Tage später im Schornstein des Familienhauses gefunden wurde. Er war stecken geblieben und verhungerte. Ein klassisches Urban Myth, der das heilige Fest zum Horror-Erlebnis macht.
„Gremlins“ wurde – natürlich – ein Publikumserfolg, nach „Ghostbusters“, „Indiana Jones and the Temple of Doom“ und „Beverly Hills Cop“ der vierterfolgreichste Film des Jahres 1984. Dennoch hagelte es Beschwerdebriefe wütender Eltern. Auf dem Kinoplakat mit dem niedlichen Mogwai zu werben, im Film dann aber zerhackstückelte Gremlins zu sehen – das ist dann doch verständlicherweise zu viel gewesen für jüngere Zuschauer, die man ahnungslos in die Lichtspielhäuser mitgenommen hatte.