GRANFALOON BUS – Dilettantismus rules
Der Dilettantismus regiert in Amerika. Während die Supergruppen – also R.E.M., Smashing Pumpkins und Pearljam – im privaten Kosmos verschwinden, rumpeln und knarzen die Untergründler immer verschlurfter und regelloser vor sich hin. Lullaby For The Working Class, Fuck, die alten Souled American, Lou Barlow mit einem Dutzend Projekten, Bill Callahan, Silver Jews, demnächst auch wieder Will Oldham – sie alle fabrizieren Musik, die aus dem Moment entsteht und für den Moment gemacht ist.
Auch Granfaloon Bus: Das Ensemble aus San Francisco hat mit „Sleeping Car (Schlafwagen)“ an Album vorgelegt, das schon im Titel signalisiert, wie wenig Hoffnung man auf den amerikanischen Markt setzt Lieber produzieren Granfaloon Bus gleich für das Häuflein Gesinnungs-Gringos in Deutschland, das schon Penelope Houston, Chuck Prophet oder Steve Wynn durchgeschleppt hat.
Das Lo-Fi-Gefrickel von Granfaloon Bus eiert zwischen Folk und Country, Banjo und Posaune, und so schön beschaulich und sentimental das ist, so unzweifelhaft ist es auch, daß Camper Van Beethoven Ahnliches bereits kurz nach dem Bürgerkrieg gemacht haben. Die großen Americana, ja California leuchten in den Songs des Quartetts noch einmal auf: die Weite, die Indianer, die Adler, die Mission, das Gold und der Staub. Keine Gegenwart, nirgends – außer Kodak-Filmen, die das Gedächtnis der Nostalgiker Granfaloon Bus bilden.
Trotz altertümelndem Gestus benutzt der Songschreiber Felix Costanza nur einen kleinen Teil der von den Aufschneidern 16 Horsepower bemühten Klischees. Wollen diese uns stereotyp mit der Bibel erschlagen, lassen die Granfaloon Bus uns ganz sanft entschlummern.