Grandaddy

Die Herren streichen sich zwar gelegentlich verschüchtert ihre Vollbärte, aber sie wissen schon, wie man sich durchsetzt. So wie am Vormittag, als Grandaddy, die ja tatsächlich ein bißchen wie ihre eigenen Opis aussehen, mit ihren Brettern beim örtlichen Skatertreff auflaufen. Das Skaten brauchen die fünf Mittzwanziger einfach täglich für ihr Wohlbefinden, sie sind schließlich Kalifornier – auch wenn die leicht vermoosten Gestalten nicht wirklich diesen Eindruck erwecken. Erst grinsen die in neuester Sportswear auftrumpfenden Hamburger Kids überheblich, aber nach den ersten Kunststückchen überlassen sie ihnen beeindruckt die Bahn.

Am Abend sind Grandaddy dann natürlich ein bißchen erschöpft, stehen matt hinter den etwas zu großen Synthesizern oder haben sich gleich einen Hocker hinstellen lassen. Macht aber gar nichts, denn in der ersten Reihe toben sich ein paar in der Baumwolle gebleichte Indierock-Kids aus und rollen sich Luftgitarre zupfend auf dem Boden vor der Bühne. Zumindest als „A.M. 180“ gespielt wird, das uns ja alle wegen der allzu bohrenden Hookline in gefährliche Reizzustände versetzt.

Beim Auftritt geben sie sich äußerst zurückhaltend, nesteln an ihren Keyboards herum. Schon am Anfang des Konzerts hat Band-Chef Jason Lytle eine klassische Symphonie rückwärts durch den Taperecorder gejagt, und dieser legere Umgang mit jenem Element, das man getrost „klassisch“ nennen darf, zieht sich über den ganzen Abend. Grandaddy holen den ätherischen Edelkitsch des Electric Light Orchestra hemdsärmelig zum Indierock herunter. Und während also ihre unglamourös übereinandergestapelten Blechbüchsen hübsch bleepen, werden auf den Gitarren ein paar harsche Hooks gezwirbelt. Höhepunkt ist die Hymne „Summer Here Kids“. Alle schreien, alle zappeln. Nur Grandaddy blinzeln verwirrt ins Licht.

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